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Umfragen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Dennoch: Gerade zu Weihnachten und zum Neujahr hin wird bei uns Menschen der Schalter auf sozial gestellt. Eine sogenannte bevölkerungsrepräsentative Umfrage der Kommunikationsberatung Faktenkontor zeigt am Beispiel Amazon den Umsatzverlust durch Rufschaden.

Kurz vor Weihnachten kämpft die Gewerkschaft Verdi mit Streiks an mehreren Amazon-Standorten für Verhandlungen über einen Tarifvertag und bessere Arbeitsbedingungen. Zudem klagte der Verband gegen die Sonntagsarbeit am 21. Dezember. Alles mit mäßigem – eigentlich sogar ohne jeglichen Erfolg.

Daher schätzt Amazon den Schaden durch den Arbeitsausfall offiziell als gering ein. Ein Grund könnte die Umwälzung auf Verteilzentren im Ausland sein. So liefert Amazon vor allem aus den beiden neuen Versandzentren in Polen. Diese zügige Routen-Änderung zeigt erneut, dass das US-Unternehmen kein Interesse hat, sich mit der Gewerkschaft, geschweige denn mit den eigenen Mitarbeitern hierzulande zu einigen. Bisher mit Erfolg. Denn die FAZ bringt es auf den Punkt: „Amazon wird bestreikt, und keiner bemerkt es“. Wir Kunden bestellen auch weiterhin beim Versandhandel.

Amazon: Der Kunde ist König, der Mitarbeiter unbekannt

Dennoch, aufgrund der Vorwürfe, Amazon nutze seine Mitarbeiter aus, verliert Amazon laut Umfrage Kunden. 16,9 Prozent der Deutschen, die 2014 bei dem Versandhändler Produkte bestellt hatten, wollen wegen der Vorwürfe zukünftig nicht mehr bei Amazon einkaufen. Insgesamt sind die Beschuldigungen für 20,9 Prozent aller Deutschen ein Grund, zukünftig auf Einkäufe bei Amazon zu verzichten. Diese Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Auch, weil lediglich 1.000 Bürger hierzulande befragt worden sind.

Der E-Commerce und alle Beteiligten müssen sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen, sich bisher nicht wirklich um gute Arbeitsbedingungen zu kümmern. Und wer weiß, auf Dauer bedeuten geringere Lohnstückkosten nicht automatisch mehr Gewinn, wenn dadurch das Image Schaden nimmt und Kunden fernbleiben. Für Amazon gilt bis dahin: Der Kunde ist König, keine Frage. Der Mitarbeiter existiert dagegen lediglich auf der mageren Lohnabrechnung. Ob die gesamte E-Commerce-Branche ebenfalls auf den unsozialen Zug aufspringt?