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Der Onlinehandel sieht auch 2017 positiv in die Zukunft. Satte 60 Milliarden Umsatz werden für das laufende Jahr erwartet. Bereits im ersten Quartal 2017 wurden zehn Prozent mehr Umsatz generiert als im Vorjahr. Speziell im B2C-Bereich rechnet man mit einem Wachstum zwischen zehn bis zwölf Prozent – mittlerweile sogar jährlich. Auch der stationäre Handel erkennt zunehmend seine Chancen in der Digitalisierung und kann auch bereits Gewinne online verbuchen. Wir fassen die aktuellen Zahlen aus unterschiedlichen Quellen zusammen.

Die aktuelle Trendauswertung ‚Die Wirtschaftslage im deutschen Interaktiven Handel B2C 2016/2017’ prognostiziert ein gutes Geschäftsjahr 2017 und darüber hinaus. Die Entwicklung korrespondiert mit der in einer Gesamtsicht wieder stärkeren Umsatzentwicklung im interaktiven Handel in Deutschland und spiegelt auch die im Gesamtjahr 2016 robuste Konjunktur der deutschen Wirtschaft wider. Auftragseingang, Umsatz und Ertrag werden deutlich positiver bewertet als im Vorjahr. Zudem wurde die insgesamt gute Umsatz- und Ertragsentwicklung im Onlinehandel der letzten Monate durch einen weiteren Anstieg der Verkaufspreise flankiert. Fakt ist: Jeder achte Euro im Einzelhandel wird online generiert.

Es sind mittlerweile keine Einzelfälle mehr. Immer mehr stationäre Händler entdecken für sich das Internet als Vertriebskanal. Händler können dabei nicht nur Zusatzgeschäft generieren, sie decken damit automatisch die weißen Flecken ab, die bisher ausschließlich die Konkurrenz, der Onlinehändler, bedienen konnte.

Philipp Kannenberg, Geschäftsleiter Sales gaxsys GmbH

Internationaler Vergleich: 114 Milliarden Marktvolumen im Jahr 2019

Auch die Investitionsbereitschaft der Händler erreicht seit 2012 zu heute einen neuen Höchstwert. Insbesondere nehmen Investitionen für IT-Innovationen und zur Kapazitätserweiterung wieder deutlich zu. Laut der Trendauswertung kann für 2017 ein Gesamtumsatz von knapp 60 Milliarden Euro im Onlinehandel erwartet werden. Und es wird auf Jahre rosig bleiben: Zählte das Marktvolumen (Paid Content, Transaktionen, Services und Applikationen, Infrastruktur) 2015 noch knapp 73 Milliarden Euro sind es laut einer älteren eco-Studie 2017 bereits knapp 91 Milliarden Euro, 2019 werden es schlappe 114 Milliarden sein – seit 2015 wären das errechnete zwölf Prozent Steigerung, jährlich (siehe Grafik).

Im internationalen Vergleich positioniert sich Deutschland mit derzeit prognostizierten 60 Milliarden Euro Umsatz für 2017 weit oben in der Spitzengruppe. Betrachtet man das gesamte Einzelhandelsvolumen (E-Commerce und stationärer Handel) positioniert sich Deutschland auf Platz zwei (13 Prozent Anteil). Nur Großbritannien kann noch einen draufsetzen und mit 14 Prozent die Spitzenposition einnehmen. Die USA schaffen dagegen lediglich die Acht-Prozent-Hürde. Schaut man sich allerdings die Pro-Kopf-Ausgaben im E-Commerce an, liegen die USA im Vergleich mit Großbritannien wieder vorne: Zirka 1.600 Euro geben die Amerikaner im Jahr durchschnittlich online aus; die Briten immerhin 1.400 Euro, für knapp 1.300 Euro kauft jeder Deutsche im Netz ein.

Das Marktvolumen des Onlinemarktes steigt in den nächsten Jahren auf 119 Milliarden Euro.

Stationärer Handel profitiert mit kluger Händlerintegration

Was weniger überrascht, aber speziell für den stationären Handel interessant ist: Wie bereits 2016 gaben etwa vier von zehn befragten Unternehmen in Deutschland an, die Verkaufspreise ihrer Produkte und Dienstleistungen an besondere Anlässe anzupassen. Aufgrund intelligenter IT- und Softwarelösungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, geht es heutzutage sogar noch einfacher und schneller – online, aber auch stationär. Und glaubt man den Statistiken, nutzen mehr als die Hälfte der Händler verschiedenartige Absatzwege (beispielsweise Omni-Channel) zum Vertrieb ihrer Produkte. Onlineshops, stationäre Ladengeschäfte oder die Teilnahme an Marktplätzen wie Amazon, Zalando oder Ebay sind erwähnenswert.

Die meisten Unternehmen, die beim Vertrieb auch auf stationäre Ladengeschäfte setzen, erzielen so zwischen 36 und 70 Prozent ihres Umsatzes. Ein Viertel der befragten Unternehmen erwirtschaften sogar zwischen 71 und 100 Prozent ihres Umsatzes durch stationäre Ladengeschäfte. „Die Händlerintegration ermöglicht es dem stationären Handel, endlich mit seinen Waren eine breite Masse zu erreichen. Der Zalando-Marktplatz beispielsweise stellt dem Händler sogar noch den Webshop zur Verfügung. Es werden lediglich ein PC, das gax-System und die im lokalen Laden vorhandenen Waren benötigt – günstiger geht es nicht“, bringt es Philipp Kannenberg, Geschäftsleiter Sales gaxsys GmbH, auf den Punkt. Klar, die Online-Pure-Player verbuchten 2016 für sich knapp 20 Prozent Wachstum. Doch speziell der Vertriebsweg via Multichannel kann auf beachtliche 19 Prozent Umsatzsteigerung zurückblicken. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. konnten dabei zuletzt die erwähnten Händler mit stationären Handel besonders gut abschneiden: Ihr Umsatz wuchs um satte 31 Prozent – tot sieht anders aus.

Sie interessieren sich für die digitale Transformation des Einzelhandels? In der E-Commerce-Kolumne „Innenstädte und der E-Commerce“ beschäftigt sich die Redaktion von Dr. Thomas + Partner, kurz TUP, intensiv mit diesem Thema und schaut dabei kritisch über die Ladentheke.

Teil 1: Deutsche Innenstädte: Leben und sterben lassen?
Teil 2: Tod der Innenstadt? Lang lebe der stationäre Handel
Teil 3: Kommentar: Tod der Innenstadt? Nein, sagt Zalando!

Artikel-Quellen:

eco – Internetwirtschaft in Zahlen & Fakten
Walter Fries – Branchenanalyse E-Commerce 2017