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Der Modehändler Zalando öffnet seine Online-Plattform für kleine Ladengeschäfte und hat sich dazu das Karlsruher Unternehmen gaxsys an Bord geholt. Künftig können lokale Einzelhändler ihr Warenangebot mit geringem technischen Aufwand auf Zalando anbieten und so den Schritt ins E-Business wagen. Den Anfang machen 10 Händler in einem Pilotprojekt.

Bereits im Juni startete der Modehändler mit dem Markenpartner adidas einen Piloten und stellte den Warenbestand von zwei adidas Stores online zur Verfügung. Nun geht Zalando noch einen Schritt weiter und ermöglicht auch kleinen Ladengeschäften, ihre Artikel auf der Online-Plattform des europäischen Marktführers zu verkaufen.

#IntegratedCommerce bildet die Brücke von Online und Offline

#IntegratedCommerce nennt sich das Pilotprojekt, für welches der Berliner Moderiese auf die Software-Lösung der Karlsruher Experten für Händlerintegration zurückgreift. Das gax-System ist leicht erklärt: Bestellungen, die bei Zalando eingehen, sind für teilnehmende Einzelhändler über die gax-Artikelbörse einsehbar. Hat einer der Händler eines der georderten Produkte in seinem Warenbestand, kann er den Auftrag annehmen.

Auch auf den ökologischen Fußabdruck wird geachtet, denn Händler in unmittelbarer Umgebung des Kunden werden zuerst berücksichtigt. Hat keiner dieser lokalen Ladengeschäfte das gewünschte Produkt auf Lager, wird der Suchradius sukzessive erweitert. Findet sich kein lokaler Partner, erfüllt Zalando die Bestellung. Die Bestellung erhält der Kunde wie gewohnt per Post.

10 Einzelhändler machen den Anfang

Am Pilotprojekt nehmen zu Beginn zehn Einzelhändler teil, darunter Tip Tap Kinderschuhe aus dem bayrischen Weilheim. „Wir haben bisher gute Erfahrung mit dem Onlinehandel über das ‚gax-System‘ gemacht. Mit Zalando als teilnehmendem Händler können wir jetzt weitere Marken online verkaufen und profitieren dabei von der großen Reichweite, die Zalando hat“, sagt Inhaber Thomas Ganguin. “Bei einem eigenen Onlineshop müssten wir wesentlich mehr Lagerkapazitäten und Personal einplanen, über das gax-System können wir flexibel entscheiden, welche Bestellungen wir online übernehmen.“

Auch Christine Fischer-Lörch, Geschäftsführerin des Schuhhauses Fischer in Esslingen gehört zu den Pilothändlern: „Für uns war es selbstverständlich interessant als wir von Zalando gefragt wurden, ob wir bei dem Pilotprojekt mitmachen wollen. Wir müssen einfach dort verkaufen wo unsere Kunden sind und dies ist zunehmend über die Online-Shops der Lieferanten oder eben auf verschiedenen Online-Plattformen der Fall.“

Philipp Kannenberg, Geschäftsleitung Sales, gaxsys glaubt eine engere Verknüpfung von On- und Offline-Handel (Bild: gaxsys)
Philipp Kannenberg, Geschäftsleitung Sales, gaxsys glaubt eine engere Verknüpfung von On- und Offline-Handel (Bild: gaxsys)

Neue Chance für den lokalen Handel

In Zeiten der Digitalisierung muss vor allem der lokale Einzelhandel offen sein für neue Wege und Strategien, um nicht den aussterbenden Innenstädten zum Opfer zu fallen. „Wir sind überzeugt, dass der lokale Handel nur in Synergie mit dem E-Commerce bestehen kann, nicht in Konkurrenz.“, so Philipp Kannenberg, Geschäftsleiter Sales der gaxsys GmbH.

Auch Jan Bartels, Vice President Logistics Products bei Zalando, glaubt künftig an eine engere Verknüpfung von On- und Offline-Handel: „Wir sehen, dass die Zukunft des Handels in einem nahtlosen Einkaufserlebnis für Kunden liegt – ganz gleich ob die Waren online oder bei einem lokalen Händler verfügbar sind.“ Laut Bartels könne Zalando für kleinere Händler, die den Herausforderungen der Digitalisierung gegenüberstehen, so zum digitalen Partner werden, der eine zusätzliche Einnahmequelle eröffnet.