Website-Icon techtag

Datenschutz mit Microsoft 365: Chancen und Herausforderungen

DSGVO Datenschutz-Grundverordnung
Lesedauer ca. 7 Minuten

Der Schutz personenbezogener Daten hat seit Einführung der Datenschutz-Grundverordnung einen neuen Stellenwert in Unternehmen erreicht. Die Einhaltung der europäischen Vorgaben ist nicht nur rechtliche Pflicht, sondern auch ein zentraler Faktor für Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit. Microsoft 365 bietet umfassende Werkzeuge zur Umsetzung der Anforderungen, stand jedoch in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik, die hohen Datenschutzstandards nicht in allen Punkten vollständig einzuhalten.

Im folgenden Artikel wird aufgezeigt, welche zentralen Anforderungen die Datenschutz-Grundverordnung stellt und wie diese mit Microsoft 365 in der Praxis umgesetzt werden können. Dabei werden sowohl die Stärken als auch bisherige Schwächen beleuchtet. Zusätzlich wird erläutert, welche Entwicklungen Microsoft unternimmt, um die Einhaltung europäischer Datenschutzvorgaben nachhaltig zu verbessern.

Die Bedeutung der Datenschutz-Grundverordnung für Unternehmen

Mit der Einführung der Datenschutz-Grundverordnung im Jahr 2018 hat die Europäische Union einen Meilenstein für den Schutz personenbezogener Daten gesetzt. Unternehmen aller Größenordnungen sind seitdem verpflichtet, personenbezogene Informationen mit größter Sorgfalt zu verarbeiten und umfassende Nachweise über ihre Datenschutzpraktiken zu erbringen. Die Verordnung stellt dabei nicht nur rechtliche Mindestanforderungen auf, sondern formuliert hohe Ansprüche an Transparenz, Datenminimierung, Zweckbindung und Sicherheit der Verarbeitung.

Ein Verstoß gegen die Vorgaben kann erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen, die über Bußgelder hinausgehen. Reputationsverluste, Vertrauensbrüche gegenüber Kund:innen und Geschäftspartner:innen sowie der Ausschluss von Ausschreibungen sind mögliche Folgen. Datenschutz hat sich somit von einer rein juristischen Compliance-Anforderung zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor entwickelt. Besonders in digitalen Geschäftsmodellen wird der vertrauensvolle Umgang mit Daten zunehmend zum entscheidenden Kriterium für nachhaltigen Erfolg.

Angesichts dieser Entwicklungen benötigen Unternehmen nicht nur juristische Expertise, sondern auch technische Lösungen, die eine gesetzeskonforme Verarbeitung und den Schutz personenbezogener Daten effektiv unterstützen. Moderne Plattformen wie Microsoft 365 bieten zahlreiche Funktionen, die gezielt auf die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung ausgerichtet sind und Unternehmen helfen, diese Herausforderungen systematisch zu bewältigen.

Microsoft 365 und die Umsetzung datenschutzrechtlicher Vorgaben

Microsoft 365 bietet eine Vielzahl an Funktionen, die Unternehmen dabei unterstützen, die komplexen Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung systematisch umzusetzen. Die Plattform adressiert sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen und schafft damit eine belastbare Grundlage für eine datenschutzkonforme IT-Infrastruktur.

Speicherung und Verarbeitung innerhalb der EU

Ein zentrales Element betrifft die Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten innerhalb der Europäischen Union, wie es in Artikel 44 ff. DSGVO für internationale Datenübermittlungen geregelt ist. Microsoft begegnet dieser Anforderung mit der sogenannten EU-Datengrenze, die sicherstellt, dass Kundendaten aus kommerziellen Microsoft 365-Diensten ausschließlich in europäischen Rechenzentren gespeichert und verarbeitet werden. Dies soll die Risiken bei transatlantischen Datenflüssen minimieren und Transparenz schaffen.

Transparenz, Rechenschaftspflicht und Technikgestaltung mit Microsoft-Tools

Für die in Artikel 5 Absatz 2 und Artikel 24 DSGVO geforderte Rechenschaftspflicht stellt Microsoft den Compliance Manager sowie den Compliance Score zur Verfügung. Diese Tools ermöglichen es, die Einhaltung datenschutzrechtlicher Anforderungen systematisch zu bewerten, zu dokumentieren und gezielt zu verbessern.

Der Compliance Manager bietet eine risikobasierte Übersicht und konkrete Verbesserungsvorschläge zu regulatorischen Anforderungen, während der Compliance Score in Prozent anzeigt, wie gut die Organisation aktuelle Compliance-Vorgaben erfüllt, inklusive Verlauf und Priorisierung.

Die Pflicht zur Führung eines Verzeichnisses von Verarbeitungstätigkeiten gemäß Artikel 30 DSGVO lässt sich durch strukturierte Prozessdokumentationen im Compliance Center unterstützen. Hier können Verantwortliche nachvollziehbar dokumentieren, welche Daten zu welchen Zwecken verarbeitet werden – ein zentraler Bestandteil jeder Datenschutzstrategie.

Für die in Artikel 35 DSGVO geforderte Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) bei risikobehafteten Verarbeitungen bietet Microsoft mit Microsoft Purview Compliance Manager und Assessments strukturierte Vorlagen zur Durchführung solcher Analysen. Diese Vorlagen helfen bei der Bewertung von Risiken und der Planung von Maßnahmen zur Risikominderung. Sie dokumentieren, inwiefern bestimmte Datenverarbeitungsvorgänge Auswirkungen auf die Rechte und Freiheiten von Betroffenen haben.

Die Prinzipien „Datenschutz durch Technikgestaltung und durch datenschutzfreundliche Voreinstellungen“ gemäß Artikel 25 DSGVO lassen sich mit mehreren Funktionen umsetzen. Microsoft Information Protection ermöglicht zum Beispiel die automatische Klassifizierung und Kennzeichnung sensibler Daten, basierend auf Inhalt oder Kontext. Die sogenannte Data Loss Prevention schützt vor ungewolltem Abfluss sensibler Informationen durch Regelwerke, die das Verhalten im Umgang mit Daten einschränken oder blockieren können. Und nicht zuletzt, ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Sicherheits- und Compliance-Strategie ist der Microsoft Defender for Office 365. Dieser bietet Schutz vor Bedrohungen wie Phishing und Malware und trägt damit zur Sicherheit der Kommunikation bei.

Auch die generelle Pflicht zur Sicherheit der Verarbeitung gemäß Artikel 32 DSGVO wird durch eine Reihe von Microsoft 365-Funktionen adressiert. Die „Sensitivity Labels“ ermöglichen es, Dokumente und E-Mails zu klassifizieren und automatisch mit Schutzmaßnahmen wie Verschlüsselung oder Zugriffskontrollen zu versehen. Solche Labels können sogar auf Basis von Richtlinien durch Microsoft Purview automatisiert angewendet werden, um menschliche Fehler zu reduzieren.

Zugriffssteuerung und Identitätsmanagement sind essenzielle Aspekte von Artikel 32 DSGVO. Microsoft 365 stellt hier mit Microsoft Entra ID Governance leistungsstarke Werkzeuge bereit. Access Reviews helfen dabei, übermäßige oder nicht mehr benötigte Berechtigungen regelmäßig zu identifizieren und zu entfernen. Die unentbehrliche Funktion der Multifaktor-Authentifizierung, also das Sicherheitsverfahren, bei dem Nutzer:innen zusätzlich zum Passwort einen zweiten Faktor – wie einen Code per App oder FIDO-2-Schlüssel – eingeben müssen, um sich erfolgreich anzumelden, lässt sich über den „Bedingten Zugriff“ (Conditional Access) verpflichtend umsetzen, wodurch der Zugriff auf Daten zusätzlich abgesichert wird – insbesondere in risikobehafteten Szenarien oder aus unbekannten Netzwerken.

Umgang mit Betroffenenrechten in Microsoft 365

Die Rechte betroffener Personen – etwa auf Auskunft (Artikel 15), Berichtigung (Artikel 16), Löschung (Artikel 17) oder Datenübertragbarkeit (Artikel 20) – können über mehrere Microsoft 365-Funktionen bedient werden. Content Search im Microsoft Purview Compliance Portal ermöglicht es, personenbezogene Daten gezielt zu suchen, zu exportieren oder zu löschen, während eDiscovery juristisch einwandfreie Suchen in großen Datenmengen unterstützt, beispielsweise bei Auskunftsanfragen.Microsoft Priva Subject Rights Requests bietet eine spezialisierte Lösung zur systematischen Bearbeitung und Nachverfolgung von Betroffenenanfragen inklusive Workflows.

Die in Artikel 33 und 34 DSGVO geforderte Meldung und Dokumentation von Datenschutzverletzungen wird durch Microsoft Purview Audit, Insider Risk Management und Microsoft 365 Defender unterstützt, wobei Audit es ermöglicht, Aktivitäten umfassend zu protokollieren und nachvollziehbar zu dokumentieren. Insider Risk Management hilft, verdächtiges Verhalten zu erkennen – etwa ungewöhnliche Datenzugriffe oder Datenabflüsse durch Mitarbeitende. Und Microsoft 365 Defender erkennt Sicherheitsvorfälle, korreliert Signale aus verschiedenen Quellen und bietet automatisierte Reaktionen auf Angriffe.

Schließlich stellt Microsoft auch Werkzeuge zur Umsetzung des „Rechts auf Vergessenwerden“ nach Artikel 17 DSGVO bereit. Mit dem Microsoft Purview Data Lifecycle Management lassen sich Aufbewahrungs- und Löschrichtlinien definieren, die automatisch greifen, sobald Daten ihre definierte Lebensdauer überschritten haben. Durch Retention Labels wird sichergestellt, dass relevante Inhalte entweder gezielt gelöscht oder zur Einhaltung gesetzlicher Aufbewahrungspflichten zunächst zurückgehalten werden.

Kritikpunkte am Datenschutz bei Microsoft 365

Trotz umfangreicher Maßnahmen zur Verbesserung des Datenschutzes sah sich Microsoft 365 in der Vergangenheit immer wieder mit Kritik konfrontiert. Insbesondere Datenschutzaufsichtsbehörden und öffentliche Institutionen äußerten Bedenken hinsichtlich der Verarbeitung personenbezogener Daten und der Transparenz der Datenflüsse. Häufig stand die Frage im Raum, ob Microsoft als Anbieter hinreichend genau darlegt, welche Daten zu welchen Zwecken verarbeitet werden und inwieweit ein Zugriff durch Dritte, insbesondere außereuropäische Behörden, ausgeschlossen werden kann.

Ein bedeutender Kritikpunkt betraf die sogenannten Telemetriedaten, die im Rahmen der Nutzung von Microsoft 365 erhoben werden. Diese technischen Informationen über die Nutzung und Leistung der Dienste wurden teilweise automatisiert und ohne ausreichende Einflussmöglichkeit der Nutzer:innen an Microsoft übermittelt. Einige Datenschutzbehörden stuften diese Praktiken als nicht vollständig konform mit den Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung ein, insbesondere im Hinblick auf die Prinzipien der Datenminimierung und Zweckbindung.

Auch die Standardvertragsklauseln und Mechanismen zur Absicherung internationaler Datenübermittlungen wurden kritisch betrachtet. Zwar nutzt Microsoft moderne Vertragswerke und erfüllt zahlreiche internationale Standards, dennoch bleibt die Problematik transatlantischer Datentransfers ein sensibles Thema. Der EuGH bestätigte diese Sensibilität im sogenannten „Schrems II“-Urteil, das eine neue rechtliche Grundlage für den Austausch personenbezogener Daten zwischen der EU und den USA erforderlich machte.

Microsoft hat auf diese Kritik reagiert und in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um Datenschutz und Transparenz weiter zu verbessern. Initiativen wie die EU-Datengrenze, erweiterte Dokumentationen im Microsoft Trust Center und die Einführung von Microsoft Priva zeigen, dass Datenschutz mittlerweile integraler Bestandteil der Produktstrategie ist.

Trotz dieser Fortschritte bleibt die Herausforderung bestehen, komplexe Compliance-Anforderungen vollständig abzubilden und kontinuierlich auf neue rechtliche Entwicklungen zu reagieren. Unternehmen, die Microsoft 365 einsetzen, sind daher gut beraten, die bereitgestellten Werkzeuge konsequent zu nutzen, die eigene Datenschutzstrategie regelmäßig zu überprüfen und den Dialog mit Microsoft und beratenden Dienstleister:innen aktiv zu suchen.

Fazit: Microsoft 365 auf dem Weg zu mehr Datenschutz

Die Datenschutz-Grundverordnung stellt hohe Anforderungen an Unternehmen, die nur mit einer klaren Strategie und geeigneten technischen Lösungen wirksam erfüllt werden können. Microsoft 365 bietet eine Vielzahl an Funktionen, um Organisationen bei der Umsetzung dieser Vorgaben zu unterstützen. Von der Datenspeicherung innerhalb der Europäischen Union über umfassende Compliance-Tools bis hin zu Lösungen für die Wahrung der Betroffenenrechte deckt die Plattform zahlreiche zentrale Aspekte der Datenschutzanforderungen ab.

Die Kritik an Microsoft hinsichtlich der Verarbeitung und Transparenz personenbezogener Daten hat wichtige Impulse für Verbesserungen geliefert. Initiativen wie die EU-Datengrenze, erweiterte Dokumentationen im Microsoft Trust Center und der verstärkte Fokus auf Datenschutzfunktionen wie Microsoft Priva zeigen, dass Datenschutz heute ein strategisches Kernelement in der Entwicklung von Microsoft 365 ist.

Dennoch bleibt Datenschutz eine kontinuierliche Aufgabe, die Unternehmen nicht ausschließlich an technische Dienstleister delegieren können. Nur durch die gezielte Nutzung der bereitgestellten Werkzeuge, die konsequente Umsetzung datenschutzfreundlicher Prozesse und die regelmäßige Anpassung an neue regulatorische Anforderungen kann ein hoher Schutzstandard erreicht und aufrechterhalten werden.

Microsoft 365 entwickelt sich zunehmend zu einer Plattform, die es Organisationen ermöglicht, den gestiegenen Erwartungen an Datenschutz und Compliance gerecht zu werden. Dabei bleibt die kritische Auseinandersetzung ebenso notwendig wie die aktive Gestaltung datenschutzkonformer Arbeitsumgebungen.

Die mobile Version verlassen