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Moderne Sensoren, mobile Hardware und Trackingmethoden liefern Unternehmen Unmengen von Daten – Big Data. Die intelligente Auswertung der Daten kann Organisationen wichtige Informationen über ihre Geschäftsprozesse, über Marktentwicklungen und Kundenbedürfnisse liefern. Ein neuer Big Data Leitfaden des Bitkom gibt Hilfestellung.

Sensoren an Produktionsmaschinen, Flugzeugen, Turbinen, Fahrzeugen oder wissenschaftlichen Geräten und viele mehr erfassen den Zustand hunderter Parameter. Hinzu kommen Kunden, die sich in sozialen Netzen über Produkte und Services äußern – daheim oder unterwegs mit mobilen Geräten. In den vergangenen Jahren ist nicht nur die zu generierende Datenmenge rasant gewachsen, sondern auch die Möglichkeiten solche Daten gezielt zu sammeln und auszuwerten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) setzt aktuell jedes zehnte Unternehmen in Deutschland Big-Data-Lösungen ein, um die ständig wachsenden Datenmengen auszuwerten. Weitere 31 Prozent haben konkrete Pläne, dies künftig zu tun. „Der breite Einsatz von Big Data ist auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, sagt Matthias Weber, Wirtschaftsinformatiker und Bitkom-Experte. „Innovative Produkte und Dienste auf der Basis von Big Data können bestehende Märkte grundlegend verändern.“

Ein neuer Leitfaden – „Big-Data-Technologien – Wissen für Entscheider“ – des Bitkom soll Unternehmen nun eine Hilfestellung bei der Verwendung von Big Data bieten. Der Big Data Leitfaden richtet sich in erster Linie an Entscheidungsträger aus der Wirtschaft, gibt einen Überblick über die Big-Data-Technologien und soll so Technologieentscheidungen erleichtern. Danach bezeichnet Big Data „den Einsatz großer Datenmengen aus vielfältigen Quellen mit einer hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit zur Erzeugung wirtschaftlichen Nutzens“. Die Einordnung von Big Data erfolgt über die Eigenschaften Datenmenge, die Datenvielfalt, die Geschwindigkeit der Datenauswertung sowie der verwendeten Analysemethoden.

Big Data – die Analyse von Morgen?

Von herkömmlichen Analysemethoden grenzt sich Big Data insbesondere aufgrund der Menge der Informationen ab. Wer einen Wettbewerbsvorteil erzielen will, muss sehr viele Informationen über den Markt und die Kunden sammeln und auswerten. Vorteil: Die daraus resultierenden Ergebnisse bieten derartig viele Informationen, dass diese nicht nur zur Verbesserung bestehender Produkte verwendet werden können, sondern auch den Zugang zu neuen Geschäftsfeldern öffnen. Profitieren sollen davon nicht nur IT-Unternehmen, sondern auch Branchen außerhalb der Informationswirtschaft. „Die intelligente Auswertung der Daten kann Organisationen wichtige Informationen liefern: Unternehmen gewinnen zum Beispiel neue Erkenntnisse über Marktentwicklungen und Kundenbedürfnisse“, so Weber.

Big Data ist allerdings nicht gleich Big Data. Je nach Datenbasis und Analyseanforderungen können vier verschiedene Analyse-Techniken zum Einsatz kommen. Angefangen bei standardisierten Analytics Appliances für geringe Datenmengen über Lösungen mit In-Memory-Technologie für besonders schnelle Datenauswertung bis hin zur Analyse etwa mit der Open-Source-Anwendung Hadoop, die sich für große Mengen unterschiedlich strukturierter Daten eignet. Die Analyse in Echtzeit funktioniert wiederum mit Streaming-Techniken und dem sogenannten Complex Event Processing. Der Big Data Leitfaden liefert eine konkrete Erklärung der Techniken sowie Hinweise zum Einsatz.

Management und Herausforderungen

Während die gewonnenen Datenmengen Unternehmen viele Vorteile bringen können, birgt die Analyse auch Risiken, die ihre Anwender nicht vernachlässigen sollten. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei die rechtlichen Anforderungen, denen bei der Verwendung von Big Data entsprochen werden muss.

Der Bitkom Big Dta Leitfaden beantwortet Fragen zu rechtlichen Aspekten mit der Hilfe von Technologieexperten sowie Rechts- und Organisationswissenschaftlern. Zudem erfolgt eine Diskussion von Ansätzen, mit denen Garantien über den Datenschutz in die Datenanalyse integriert werden können. Eine weitere wichtige Frage im Zusammenhang mit der rechtlichen Situation ist die Verwertung persönlicher digitaler Daten. Als eine mögliche Antwort wird die Etablierung einer deutschen Daten-Treuhand vorgestellt. Diskutiert werden auch Konzepte, durch Rollenverteilung den Personenbezug von Daten zu vermeiden.

Die dritte Herausforderung beim Einsatz von Big Data bezieht sich auf die technischen Anforderungen. Denn im Betrieb muss sichergestellt werden, dass Big-Data-Lösungen effizient und zuverlässig installiert und verwaltet werden und sich problemlos erweitern lassen. Skalierbarkeit und Flexibilität, um auf neue Bedingungen reagieren zu können, spielen außerdem eine Rolle. Es gilt, das Zusammenspiel der verschiedenen Technologien über alle Ebenen einer Lösung hinweg – von der physischen Infrastruktur, über die Datenhaltung und -bereitstellung, die analytische Verarbeitung, die Visualisierung und die Datenintegration bis hin zur Governance und Datensicherheit – zu beherrschen.

Big Data Leitfaden Teil einer Serie

Der neue Big Data Leitfaden ist Bestandteil einer Serie von Bitkom-Publikationen über Big Data. Der erste Leitfaden mit dem Titel „Big Data im Praxiseinsatz – Szenarien, Beispiele, Effekte“ erschien 2012. Der zweite Leitfaden über das „Management von Big-Data-Projekten“ folgte zum 1.
 Big Data Summit im Juni 2013. Den Startschuss für den vierten Leitfaden hat der Bitkom im Januar 2014 gegeben. Die für den Sommer 2014 geplante Publikation soll an Beispielen aus der Wirtschaft zeigen, welche neuen Geschäftsmodelle sich bei den Big-Data-Nutzern herausbilden.