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Seit einigen Jahren testen Google, Tesla und andere Autofirmen selbstfahrende Autos, die als unfallfrei gelten sollen. Doch ein Studie zeigt, dass Fahrzeuge ohne Fahrer in mehr Unfälle involviert sind als von Menschenhand bediente. Was ist davon zu halten?

Stellen Sie sich vor, Ihr selbstfahrendes Auto steuert unaufhaltsam auf eine Gruppe Fußgänger zu. Die einzige Ausweichmöglichkeit ist der Weg eine Klippe hinunter. Was soll das Auto tun?

Ein ähnliches Szenario wird von Philosophen seit Jahren diskutiert: das sogenannte Trolley-Problem. Man geht dabei davon aus, dass eine außer Kontrolle geratene Straßenbahn (engl.: Trolley) droht, fünf Personen zu überrollen. Durch das Umstellen einer Weiche kann die Straßenbahn zwar auf ein anderes Gleis umgeleitet werden. Auf dem Gleis befindet sich aber eine Person, die unweigerlich der Straßenbahn zum Opfer fallen würde.

Die Frage ist also: Soll der Tod einer Person in Kauf genommen werden, um das Leben von fünf Personen zu retten?

Eine Frage, die durch die Einführung selbstfahrender Autos ganz neue Dimensionen bekommt. Um das Trolley-Problem weniger abstrakt zu machen, gibt es einen weiteren Ansatz: das sogenannte „Fetter-Mann-Problem“.

In diesem Gedankenexperiment geht man davon aus, dass die Straßenbahn durch das Herabstoßen eines unbeteiligten fetten Mannes von einer Brücke zum Stillstand gebracht werden kann. Hierbei geht es nun darum, ob man den Tod eines Einzelnen nicht nur in Kauf nimmt, sondern gar herbeiführen muss, um viele zu retten. Google, Tesla und andere werden sich diesen Fragen stellen müssen, wollen sie ihre selbstfahrenden Autos auf den Markt bringen.

 

Selbstfahrende Autos: Fünf Varianten des Trolley-Problems (Grafik: Qbilius/Wikipedia; CC0)
Fünf Varianten des Trolley-Problems (Bild: Qbilius/Wikipedia; CC0)

Selbstfahrende Autos: Eine Million Meilen – elf Unfälle

Die Ergebnisse der Universität von Michigan, die eine eigene Stadt zum Testen von selbstfahrenden Autos gebaut hat, nach denen selbstfahrende Autos in mehr Unfälle verwickelt sind als fahrergesteuerte Fahrzeuge, müssen allerdings mit Vorsicht betrachtet werden. Zum einen sind eine Million Meilen (1,6 Millionen Kilometer) noch keine relevante Strecke, um daraus endgültige Schlüsse zu ziehen.

Zum anderen mag der Vergleich hinken, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Fahrer Bagatellschäden nicht zur Anzeige bringen und somit statistisch vermutlich an mehr Unfällen als selbstfahrende Autos beteiligt sind – wir reden von elf auf einer Million Meilen.

In den meisten Fällen ist den selbstfahrenden Fahrzeugen jemand aufgefahren. Was selbstfahrenden Autos aber in der Studie zuspielt: Sie haben noch nicht unter echten Verkehrsbedingungen standhalten müssen. Kein Eis, kein Schnee auf der Strecke.

Tesla ist – wie so oft – schon einen Schritt weiter. Doch auch der Tesla-Autopilot macht noch nicht immer, was er soll. Für den amerikanischen Tesla-Fahrer und Youtube-Nutzer „RockTreeStar“ hätte die Fahrt mit dem Autopiloten auch tödlich ausgehen können. In seinem Video „Tesla Autopilot tried to kill me!“ sieht man wie sein Model S plötzlich in den Gegenverkehr lenkt, und nur ein manuelles Eingreifen des Fahrers am Lenkrad kann eine Kollision verhindern.

Tesla selbst räumt ein, dass das automatisierte Fahren noch in Entwicklungsphase steckt und empfiehlt ausdrücklich, dass der Fahrer die Hände am Lenkrad lässt.

Youtube-Nutzer John Hall wiederum hat ganz andere Erfahrungen mit seinem Tesla gemacht. Dieser hatte ihn womöglich von einem schweren Unfall bewahrt. Bei knapp 70 hm/h auf einem Highway in Seattle lenkt vor ihm ein Wagen von der Gegenspur ein und biegt vor ihm ab. Zu unberechenbar und schnell, um selbst auf die Bremse zu treten. Doch das hat in diesem Fall der Tesla-Autopilot übernommen.