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Mit dem Mobile World Congress (MWC) in Barceolona ging in der vergangenen Woche nach der CES die zweite große Elektronik-Show des Jahres über die Bühne. Das Fazit: Stand-alone war gestern. Umgeben wir uns mit Technik, sind wir vernetzt. Ein Überblick. 

Er wird in den kommenden Wochen schwer zu finden sein, aber: Es gibt noch einen Smartwatch-Markt neben der Apple Watch. LG hat beispielsweise mit der LG Watch Urbane LTE ein Produkt in der Pipeline, das mit WebOS statt Android Wear läuft und über eine eigene LTE-Mobilfunkanbindung verfügt. Neben klassischen Funktionen wie Kalender, Musik-Player und Fitness-Tracker sind so auch Telefonie und der SMS-Versand ohne Smartphone möglich. Über Preis, Gewicht und Verfügbarkeit machte LG noch keine Angaben.

 LG Watch Urbane
Konkurrenz zur Apple-Watch: die LG Watch Urbane LTE (Bild: LG)

Für Aufsehen sorgte auch die Smartwatch des sonst eher für mobile Router und andere Netzwerkgeräte bekannten chinesischen Herstellers Huawei. Die Android-Wear-basierte Huawei Watch übernimmt die runde Gehäuseform klassischer Armbanduhren. Wie bei der Apple Watch erhält das OLED-Display eine Saphirglas-Abdeckung. Auch in Sachen Individualität hat Huawei bei Apple aufgepasst. Eine Vielzahl von Leder- und Metallarmbändern machen die Huawei zum noblen Gegenstück für die Android-Welt. Wann und zu welchem Preis die Uhr in Deutschland auf dem Markt kommt, verrät Huawei bisher noch nicht.

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Die neue Smartwatch des chinesischen Herstellers Huawei. (Bild: Huawei)

Bereit für die Post-Smartphone-Ära ist nach eigener Aussage der US-Hersteller Monohm mit der Runcible. Statt am Arm soll die Firefox-OS-basierte Uhr klassisch in der Jacken- oder Hosentasche getragen werden. Wie „eine Taschenuhr, ein Kompass oder ein magischer Stein“, so Monohm. Statt Anwender mit Signaltönen und Blinkzeichen abzulenken, verspricht die Runcible ein durch und durch entschleunigtes Benehmen. Diesen Ansatz verfolgt der Hersteller auch mit Funktionen wie „interessanteste Route“ statt „schnellste Route“. Die Taschen-Smartwatch soll Ende 2015 zum Preis eines „entsperrten Smartphones im Premium-Segment“ in den Handel kommen.

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Die tragbare Smartwatch Runcible sucht beim Joggen die „interessanteste Route“ aus. (Bild: Runcible)

Vernetzung über jede Entfernung

Kameras zum Schutz der eigenen vier Wände gibt es schon seit Jahren. Jetzt gelingt es Panasonic, diese aus der Umklammerung des heimischen WLANs zu befreien. Zwar überträgt die Nubu Daten auch per WLAN oder auf SD-Karte, ist beides aber nicht vorhanden, funkt das Gerät Videos aber auch SSL-verschlüsselt direkt über das mobile Datennetzwerk in die Cloud. Die wetterfeste nach IP66 zertifizierte Kamera will Panasonic als Komplettpaket mit Cloudspeicher und SIM-Karte anbieten, die unabhängig vom Land Videos per GSM, UMTS und LTE überträgt. Für das Komplettpaket verlangt Panasonic ab Herbst dieses Jahres 249 US-Dollar.

Hersteller von Bluetooth-Kopfhörern versprechen zwar kabelloses Hörvergnügen, in der Realität verbindet den linken und rechten Lautsprecher aber noch immer ein Kabel oder aber ein Bügel. Grund für diese Konstruktion sind Beschränkungen der kabellosen Bluetooth-Technik. Der US-Hersteller NXP will genau das ändern und hat auf dem MWC einen neuartigen Übertragungsweg präsentiert. Die sogenannte Near Field Magnetic Induction, kurz NFMI, sorgt für eine kabellose Verbindung zwischen den beiden Lautsprechern. Weitere Vorteile sind der niedrige Stromverbrauch von nur 1,5 Milliwatt bei 1 Volt Spannung sowie die maximal unterstützte Bitrate von 596 Kilobit pro Sekunde. Wann die ersten NFMI-Kopfhörer auf den Markt kommen, ist noch offen.

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Die Near Field Magnetic Induction, kurz NFMI, sorgt für eine kabellose Verbindung zwischen den beiden Lautsprechern. (Bild: Runcibel)

Eine direkte Verbindung mit dem Internet hat SanDisks aktueller Speicherstick Ultra micro­SDXC UHS-I zwar nicht. Dennoch ist die kleine Karte für die Entwicklung des Internet of Things ein Meilenstein. Der Winzling, nur etwas größer als eine Zwei-Cent-Münze, ermöglicht das Speichern von bis zu 200 Gigabyte selbst auf den kleinsten Geräten. So happig wie der Speicher ist auch der Preis: Die neue Speicherkarte soll zur Veröffentlichung im zweiten Quartal 2015 rund 400 US-Dollar kosten.

Behält IDTechEX in seinem aktuellen Bericht recht, wird die sogenannte Smart-Label-Industrie schon in den nächsten fünf Jahren mehrere Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Wie ein solches Etikett aussehen könnte, zeigen die Johnnie-Walker-Mutter Diago und das norwegische Unternehmen Thin Film Electronics. Auf dem MWC in Barcelona präsentierten die beiden Partner die Johnnie Walker Blue Label Smart Bottle. Der im Etikett integrierte Sensor lädt Smartphone-Anwender mit NFC-fähigen Geräten ein, die Flasche zu scannen und mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten. Zudem hilft der Sticker bei der Produktion und zur Vermeidung von Fälschungen.

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Der integrierte Sensor auf dem Etikett verhindert unter anderem Fälschungen. (Bild: Johnnie Walker)

Firmen und Namen aus Deutschland

Pro Glove ist eine Erfindung aus Deutschland, die sich im Mittelstand bewähren soll. Vor allem im produzierenden Gewerbe, in dem Handschuhe zur Standardausrüstung gehören, soll der mit mehreren Sensoren und einem Display bestückte Pro Glove für mehr Effizienz, Qualität, Informationen und Einfachheit sorgen. Zu den Sensoren zählen ein RFID-Chip um Informationen auszulesen, ein Temperaturfühler sowie ein Stromprüfer.

Ebenfalls aus Deutschland stammt COBI, ein Kickstarter-Projekt, das Anfang Januar sein Finanzierungsziel erreicht hat. Das Smartphone-Dock für Radler enthält einen Akku, der gleichzeitig als Beleuchtung samt Bremslicht sowie zum Aufladen des Smartphones dient. Herzstück ist die iOS- und Android-App, die mithilfe eines Daumen-gesteuerten Joysticks Routen-Informationen, Musik, Fitness-Daten sowie alle gängigen Fahrrad-Computer-Funktionen darstellt. Wird das Smartphone abgedockt und das Rad angeschlossen, aktiviert sich der integrierte Diebstahlschutz samt Alarmanlage. Wenn die Produktion erfolgreich anläuft, kommt COBI in verschiedenen Versionen im Juni für 160 Euro bis 499 Euro in den Handel.

Für ein Gefühl von Sicherheit im eigenen Haus bieten einige Hersteller mit der Telefonanlage oder dem Handy verbundene Notfall-Tasten an. Stürzt jemand, genügt ein Druck auf den Knopf, um einen Notruf abzusenden. Das ist dem US-Unternehmen mit dem deutsch klingenden Namen Onköl nicht genug. Die gleichnamige Basisstation verbindet sich dank integrierter SIM-Karte direkt nach dem Einschalten mit dem Internet und lässt sich online konfigurieren. Zu den Funktionen zählen etwa die Überwachung der Aufsteh-Zeit durch Drucksensoren und Bewegungsmelder, ein Notfall-Knopf in Armband-Form sowie eine per Bluetooth, WiFi, USB, Zigbee, LandLine und SubGHz ansprechbare Schnittstelle zur Übermittlung von Gesundheitsdaten. Kompatibilität will das Unternehmen durch Zertifizierung sowie der Offenheit des Systems sicherstellen.

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Sieht aus wie ein Radio, hat aber viele verschiedene Funktionen. (Bild: Onköl)