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Der ShareBW-Kongress des Landes Baden-Württemberg steht vor der Tür. Wir haben mit den Vorjahresgewinnern von Match Rider über den Wettbewerb und die daraus resultierenden Potenziale gesprochen.

Lieber Benedikt, 2015 wart ihr eines der fünf Gewinner-Teams des Share Economy-Wettbewerbs des Landes Baden-Württemberg. Was hat sich seither für euch verändert?

Wir sind heute mit unserer App „MatchRiderGO“ für Mitfahrgelegenheiten auf Kurzstrecken in der Region Stuttgart auf der Strecke zwischen Tübingen und Stuttgart aktiv. Der Share-Economy Wettbewerb hat dazu den Grundstein gelegt, da wir Dank des Preisgeldes in der Lage waren, unser Geschäftsmodell sowie unsere Apps marktfähig zu machen. Durch den Wettbewerb konnten wir einen Pilotbetrieb in der Region Stuttgart durchführen, der wesentliche Erkenntnisse für die Ausgestaltung des heutigen Livebetriebs geliefert hat. Der erfolgreiche Pilotbetrieb war auch Anlass für weitere Förderungen, sodass wir in der Region Stuttgart und darüber hinaus wachsen werden.

Für all diejenigen, die bislang noch nichts davon gehört haben: Um was genau geht es bei Match Rider?

Als Heidelberger Startup machen wir mit Match Rider Mitfahrgelegenheiten für Pendler auf Kurzstrecken attraktiv. Wir fokussieren uns auf ausgesuchte Routen mit festen Haltepunkten. Dadurch minimieren wir die Umwege der von uns ausgewählten Fahrer, die ohnehin pendeln. Das ist ganz zentral, da es morgens auf jede Minute ankommt.

Aufgrund eines engen Taktes können Mitfahrer während den Hauptverkehrszeiten sehr flexibel und spontan die für sie passende Fahrt täglich auswählen. Unabhängig davon, ob man morgens mal verschlafen hat oder abends ein bisschen länger im Büro bleibt, ist eine passende Fahrt dabei.

Mit unseren für Android und iOS verfügbaren Apps für Mitfahrer und Fahrer ist die Organisation des Mitfahrens ganz einfach. Die Buchung einer Fahrt mit MatchRiderGO geht mit nur wenigen Klicks.Wie kam es zu MatchRiderGO und wie unterscheidet sich die Plattform von Match Rider?

Gestartet sind wir mit Match Rider, einer Fahrgemeinschaftsplattform für große Unternehmen, die die Mobilität ihre Mitarbeiter fördern möchten. Durch das unternehmensspezifische Ride Board können Mitarbeiter leicht die gemeinsame Fahrt von und zu der Arbeit organisieren.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es doch vorteilhafter ist, direkt auf die Pendler zuzugehen, anstatt den Umweg über die Firmen zu nehmen. Im Zuge des Axel Springer Plug&Play Accelerator Programms haben wir darauf aufbauend MatchRiderGO entwickelt. Match Rider ist noch verfügbar, aber wir konzentrieren uns nun auf unsere neue App MatchRiderGO. Nichtsdestotrotz sind die Unternehmen entlang unserer Routen wichtige Partner für uns.

MatchRiderGo

Gibt es Altersgruppen oder Gebiete, in denen euer Angebot besonders gut ankommt?

Wir können insbesondere umweltbewusste Menschen, die Zeit und Kosten sparen möchten, mit unserer App begeistern. In Bezug auf das Alter gibt es bei uns keine Grenzen: unsere Fahrer sind z. B. zwischen 21 und 42 Jahren alt. Wir bewegen uns momentan hauptsächlich in der Region Stuttgart, als nächstes weiten wir uns auf die Rhein-Neckar-Region aus.

Wie habt ihr den ShareBW-Wettbewerb erlebt und welche Tipps könnt ihr den Teilnehmern in diesem Jahr geben?

Zunächst ist die Freude über gewonnene Wettbewerbe ein ganz besonderer Kick. Es zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist: neutrale Experten verstehen was wir tun und diesem Tun wird auch großes Potential beimessen. Durch die ShareBW-Konferenzen entstand eine enorme mediale Präsenz die wir vor Ort und auch später nutzen konnten, um wichtige Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Das Team von MatchRiderGo
Das Team von MatchRiderGo (Bild: MatchRider)

Welchen Stellenwert hat die Share Economy in eurem Leben? Greift ihr auch in anderen Bereichen auf entsprechende Angebote zurück?

Wir selbst teilen natürlich auch in unserem Privatleben gerne. Match Rider engagiert sich seit Jahren im OuiShare Netzwerk, wir betreiben Couch-Surfing und Airbnb, ich persönlich mache Carsharing seit Jahren.

Was muss sich ändern, damit sich die Share Economy langfristig etabliert? Wo seht ihr (noch) Probleme, gerade im Automobilsektor?

Das Mindset vieler Menschen ist noch nicht so weit. Gerade in Deutschland sind wir u.a. aufgrund der massiven Werbung der Automobilindustrie regelrecht konditioniert auf das Auto. Noch immer werden im Bundesdurchschnitt ca. 80 % aller Wege mit dem Pkw zurückgelegt, der Besetzungsgrad im Berufsverkehr beträgt exemplarisch 1,2 Menschen pro Fahrzeug. Um kurzfristige Verhaltensänderungen zu erzielen, muss man Anreize schaffen oder Verhalten sanktionieren. Im Mobilitätssektor erleben wir diesbezüglich erste Maßnahmen, z. B. durch die Förderung von Jobtickets für den öffentlichen Personennahverkehr oder durch die Diskussion über Einfahrverbote von besonders umweltschädlichen Fahrzeugen in Metropolregionen.