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Local Zero möchte eine bestmögliche Fuhrparkauslastung von Unternehmen sowie einen besseren Zugang zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen herstellen. Wir haben mit den Machern gesprochen.

Lieber Michael, euer Projekt Local Zero ist unter den Gewinnern des diesjährigen ShareBW-Wettbewerbs. Erzähl uns doch etwas mehr über die Idee hinter dieser neuen Car Sharing-Plattform.

Die Idee zu Local Zero ist vor rund einem Jahr aus einem Förderprojekt heraus entstanden. Wir möchten mit dieser Online-Plattform eine bestmögliche Fuhrparkauslastung von Unternehmen sowie einen besseren Zugang zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen herstellen. Das Tool ermöglicht eine schnell realisierbare, individuelle und kostengünstige Sharing-Möglichkeit für kleinräumige Zusammenschlüsse und begleitet die Nutzer von der Buchung bis zur Abrechnung. Die Kosten werden gemeinschaftlich, anteilig nach Unternehmensgröße beziehungsweise Nutzungsintensität der Teilnehmer, einfach und fair geteilt.

Local Zero richtet sich explizit an Unternehmen. Seht ihr im B2B-Bereich mehr ungenutzte Potentiale als im B2C-Umfeld?

Im Rahmen des Forschungsprojektes ist eine Analyse der Verfügbarkeit von Carsharing-Angeboten für Unternehmen in und um Gewerbegebiete durch zwei studentische Mitarbeiter erfolgt. Dabei wurde deutlich, dass nur etwa 4% aller Unternehmen in Gewerbegebieten die Möglichkeit haben, auf Car Sharing-Angebote zurückzugreifen. Genau hier möchten wir mit Local Zero ansetzen und Mitarbeitern von Unternehmen eine Möglichkeit bieten.

Unabhängig davon ist Local Zero natürlich auch für Kommunen, Wohngemeinschaften oder Vereine interessant, die ihr Mobilitätsangebot erweitern oder mit anderen teilen möchten.

Local Zero

Bei Local Zero steht das Sharing von Elektroautos im Mittelpunkt – passend zu eurem Claim „Das nachhaltige Fuhrparkmanagement“. Gibt es überhaupt genügend Unternehmen mit einem „elektrischen“ Fuhrpark?

Aktuell sind Fuhrparks, die auf Verkehrsmittel mit elektrischem Antrieb setzen mit Sicherheit leider noch die Ausnahme. Gerade für kleinere Firmen bedeutet die Umrüstung der Infrastruktur auf Elektrofahrzeuge einen hohen finanziellen Aufwand. Wir als klimabewusstes Unternehmen haben es uns zum Ziel gesetzt, diese Unternehmen zu unterstützen. Local Zero soll die Möglichkeit bieten, durch Sharing, die Kosten für Ladeinfrastruktur und Verkehrsmittel gerecht aufzuteilen. Dadurch kann die Auslastung der Fahrzeuge optimiert werden, aber Kosten für jedes einzelne Unternehmen eingespart werden. Denn es wäre schade, wenn E-Fahrzeuge, die in den variablen Kosten sehr gering sind, angeschafft, aber nicht optimal ausgelastet werden.

Local Zero

Wie muss man sich das Sharing eines Fuhrparks zwischen mehreren Unternehmen in der Praxis vorstellen? Kann ein Fahrzeug überall abgestellt werden oder gibt es bestimmte Vorgaben?

Local Zero soll zunächst als einfaches, stationsbasiertes, kleinräumiges CarSharing-System verstanden werden. Kleinräumig bedeutet hierbei, dass sich Unternehmen in unmittelbarer Nähe zusammenschließen. Der Fuhrpark sollte zentral für alle teilnehmenden Mitarbeiter erreichbar sein. Durch den festen Stellplatz können über eine Webcam Live-Bilder auf die Buchungsplattform gesendet werden, so dass der Mitarbeiter kurz vor seiner Buchung leicht prüfen kann, ob das Fahrzeug auch wirklich vor Ort für ihn bereit steht.

Wie geht ihr mit der Vielzahl an Anbietern im Bereich Ladeinfrastruktur um? Bietet ihr euren Kunden diesbezüglich zentrale Abrechnungsmöglichkeiten an?

In dieser Hinsicht gibt es aktuell von Local Zero aus noch keine Unterstützung. Wir werden diese Anregung aber in unsere Planung aufnehmen und falls wir hier auch seitens der teilnehmenden Unternehmen entsprechenden Bedarf sehen, werden wir dies künftig gerne mit anbieten.

Wie beurteilt ihr den aktuellen Stand der Share Economy in Deutschland?

Share Economy sehen wir für sehr wichtig und zukunftsträchtig an. Die Möglichkeit durch das Teilen, Ressourcen zu schonen, ohne jedoch darauf verzichten zu müssen, hat für uns in vielerlei Hinsicht Vorteile. Nehmen wir doch nur als Beispiel die Automobilsparte. Die PKW-Dichte steigt Jahr für Jahr, doch die meisten Fahrzeuge stehen den meisten Tag unbenutzt herum. Mehr Fahrzeuge bedeuten aber eine Verschlechterung der Parkplatzsituation und ein steigendes Verkehrsaufkommen. Car Sharing könnte hier einen Teil dazu beitragen, diesen Prozess entgegenzusteuern. Trotz steigenden Nutzerzahlen ist die Zahl von Car Sharing-Kunden jedoch noch deutlich zu gering.

Wir hatten die Idee zum Sharing von Ressourcen übrigens bereits vor 13 Jahren und haben diese dann 2006 mit unserem ersten Webportal raumobil.de realisiert. Dort konnten Nutzer Transportraum, Mitfahrgelegenheiten, Wohnraum, Parkflächen, Event- und auch Lagerräume teilen. Wir waren damals mit dieser Idee einerseits der Zeit aber wohl etwas voraus und andererseits war es hinsichtlich des zu lösenden Henne-Ei-Problems eher nachteilig, all diese Themen auf EINEM Portal abbilden zu wollen. Inzwischen gibt es für jedes Sharing-Thema eigene spitz aufgestellte Portale, die sich nur auf das jeweilige Thema fokussieren, wie zum Beispiel BlaBlaCar oder Airbnb.

Was muss passieren, damit noch mehr Menschen das Prinzip „Teilen statt Haben“ verinnerlichen?

Liebgewordene Gewohnheiten zu ändern erfordert zunächst einmal auch eine gewisse Zeit, falls es nicht gerade aus finanzieller Not heraus geschieht. Dennoch findet seit einigen Jahren in vielen Bereichen ein Umdenken statt. Gerade bei den Jüngeren wird – was die Mobilität betrifft – das Auto nicht mehr unbedingt als Statussymbol gesehen, man will möglichst schnell und flexibel von A nach B gelangen, egal wo auf der Welt man sich gerade befindet. Auf andere Bereiche, wie zum Beispiel das Wohnen übertragen, sieht man ja am Beispiel von Airbnb, dass es dort schon sehr gut funktioniert.

Eine solche Verbreitung wäre vor 10 Jahren so auch noch nicht unbedingt denkbar oder vorhersehbar gewesen. Und mit der Erfindung des Smartphones beziehungsweise der damit verknüpften Apps wurde erst die Voraussetzung auch für spontanes und ortsbezogenes Sharing, wie beispielsweise im Mitfahrsegment, geschaffen. Die klassischen Vermittlungsbüros vor Ort sind hier praktisch ausgestorben, da man über die App jederzeit sehr einfach und schnell passende Angebote finden und auch einstellen kann. Je öfter die Leute es einfach mal ausprobieren und auch positive Erfahrungen mit dem Sharing machen, desto mehr wird es sich automatisch verbreiten.

In welchen anderen Bereichen greift ihr – auch im privaten Bereich – auf Sharing-Angebote zurück?

Neben der Mitgliedschaft von raumobil bei dem Carsharing-Anbieter Stadtmobil, sind einige unserer Mitarbeiter dort oder bei ähnlichen kleineren lokalen Anbietern auch privat angemeldet. Weiter nutzen wir in unserer Firma natürlich selbst Local Zero und stellen den Mitarbeitern darüber einen Firmenwagen, ein E-Bike und eine ÖPNV-Fahrkarte zur Verfügung. Was andere Bereiche angeht dürfte so ziemlich jeder Mitarbeiter schon einmal über Airbnb eine Ferienwohnung gebucht haben.   

Seid ihr selbst auch schon elektrisch unterwegs?

Das E-Bike wird regelmäßig von unseren Mitarbeitern genutzt. Es verbindet neben Fahrspaß auch die Möglichkeit, umliegende Termine mit dem Fahrrad kurzfristig wahrzunehmen. Durch die städtische Lage unseres Unternehmens sind Fahrten mit dem E-Bike in den Stadtkern meist schneller, als mit dem PKW oder dem ÖPNV. Local Zero wird ebenfalls bereits im Technologiedorf Bruchsal eingesetzt. Als Betreiber steht hier die Firma RA Consulting in Person von Herrn Rupalla, mit dem wir Local Zero alltagstauglich gemacht haben. Als Verkehrsmittel stehen hier für die drei teilnehmenden Unternehmen ein BMW i3 und drei Pedelcs bereit.

Welche Veränderungen stehen – nach dem Sieg beim ShareBW-Wettbewerb – in den kommenden Monaten bei euch an?

Zum einen möchten wir diverse Funktionalitäten des Tools erweitern beziehungsweise verbessern. So sollen die hinterlegten Fahrzeuge besser mit dem bereits integrierten interaktiven Reiseplaner verknüpft werden, so dass die hinterlegten freien Ressourcen auch dort direkt sichtbar und buchbar werden. Die Einbindung einer Isochronenkarte soll auf einen Blick übersichtlich im Vergleich zeigen, wie weit man mit welchem Verkehrsmittel in 15 beziehungsweise 30 Minuten vom aktuellen Standort aus kommt. Auch möchten wir den Unternehmen künftig aussagekräftige Buchungsauswertungen und damit eine bessere Entscheidungsgrundlage zur weiteren Optimierung ihres Fuhrparks zur Verfügung stellen (zum Beispiel welche Autos könnten eingespart oder im Nahstreckenbereich einfach durch E-Autos oder Pedelecs ersetzt werden?)

Dann wollen wir zeitnah ganz gezielt die Gewerbegebiete und die Betreiber von Gewerbeparks sowie die dort ansässigen Unternehmen ansprechen. Hierfür sind noch Marketing- und Vertriebsmaterialien zu erstellen und es wird auch direkte Vorstellungstermine dort vor Ort geben.

Des Weiteren suchen wir nach Multiplikatoren für den Vertrieb, dies könnten zum Beispiel auch die ortsansässigen Wirtschaftsförderer sein.

Aktuell sind wir aber ganz konkret auf der Suche nach Pilotkunden aus der Region Karlsruhe, die das System kostenlos ausprobieren und uns hilfreiche Anregungen für weitere Verbesserungen liefern können. Das dürfen gerne auch Einzelfirmen sein, die das System nur innerhalb ihres Unternehmens einsetzen möchten.

Wer hier also Interesse hat, sollte sich direkt unter localzero@raumobil.com mit uns in Verbindung setzen und erhält dann einen eigenen Zugang.