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Wi-Fi Hotspots ermöglichen Menschen den kabellosen Zugang zum Internet und schonen das mobile Datenvolumen des Handynutzers. Deutschland gilt mit ca. zwei Wi-Fi Hotspots auf 10.000 Einwohner als WLAN-Wüste inmitten von Europa. Ein heiß diskutiertes Thema im Zusammenhang mit freien Wi-Fi Hotspots war bis September 2016 die Störerhaftung. Betreibende von Restaurants oder Hotels konnten bei strafbaren Handlungen und Urheberrechtsverletzungen haftbar gemacht werden. Erst im September 2016 fiel das Urteil des EuGH, welches Geschäftsinhaber bei Wi-Fi-Missbrauch durch Dritte befreit.

In Karlsruhe steht mit KA-WLAN der kostenlose Internetzugang an zahlreichen öffentlichen Orten zur Verfügung. KA-WLAN gehört zum Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Wer durch die Straßen der Fächerstadt spaziert und nach Wi-Fi Hotspots Ausschau hält, dem wird neben KA-WLAN sicher auch schon der Begriff „Freifunk“ geläufig sein. Doch: Was genau ist Freifunk und wer steckt dahinter?  

So funktioniert’s: Mesh-Netzwerke und Knotenpunkte

Freifunk ist eine Initiative, die das Ziel verfolgt, ein Netzwerk in Eigenregie aufzubauen. Die Community versteht sich als eine vom Internet unabhängige Infrastruktur. Die Ziele: Kommunikation wie im öffentlichen Raum und eine dezentrale Organisation. Damit das funktioniert, stellt jeder Nutzer im Netzwerk seinen eigenen WLAN-Router für den Datentransfer der anderen Teilnehmer des Community-Netzwerks zur Verfügung. Dadurch entsteht ein Gemeinschaftsnetz aus einzelnen Knotenpunkten, ein sogenanntes Mesh-Network. Beim Meshing werden, im Gegensatz zum Client-Server-Betrieb, die Daten Peer-to-Peer, also direkt übertragen. Vorteile, die sich daraus ergeben, sind (vorausgesetzt, es gibt genügend Teilnehmer) die gute Netzabdeckung sowie die Stabilität des Netzwerks. Das persönliche Heimnetz, welches oftmals noch die Datei-und Druckerfreigabe beinhaltet, bleibt dabei weiterhin privat.

Freifunk
Technischer Aufbau eines Freifunk-Routers mit WLAN-Gastzugang. (Bild: Felix Bosseler / Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Jedoch sind viele Anbieter von Wi-Fi Hotspots noch von der immer noch als schwierig wahrgenommenen Rechtslage zur Störerhaftung verunsichert. Freifunker Simon Terzebach erklärte mir, dass sich Freifunk Karlsruhe auf das von der Störerhaftung befreiende Providerprivileg beruft. Dieses Privileg besagt, dass der Überbringer (Provider) nicht für den Inhalt verantwortlich ist. Wie bei Paketen, die vom Postboten überbracht werden, haften Internetprovider nicht bei von ihren Kunden übertragenen Datenpaketen. „Wer seinen WLAN- Router mit der Freifunk-Firmware ausrüstet, stellt diesen Router unentgeltlich dem Internetprovider „Freifunk Rheinland e.V.“ zur Verfügung, der dann über verschlüsselte Verbindungen einen unentgeltlichen Internetzugang realisiert.“, so Simon Terzebach für die Karlsruher Community.

Die Communities helfen sich gegenseitig

Wer Freifunk nutzen möchte, um etwas im Internet zu recherchieren oder um E-Mails abzurufen, der kann sich einfach mit einem Freifunknetz in seiner Nähe verbinden. Dazu wird lediglich ein WLAN-fähiges Gerät, wie Laptop oder Smartphone benötigt. Eine europaweite Übersicht über die Zugangspunkte bietet die Freifunk-Landkarte. Wer selbst beim Ausbau und der Erweiterung des Netzwerks mitmachen will (Communities leben ja bekanntlich von ihren Mitgliedern), muss kein promovierter Informatiker oder Tech-Nerd sein. Um mitzumachen, reicht ein einfacher WLAN-Router aus, auf dem die auf der Linux-Distribution OpenWRT basierende Freifunk-Firmware installiert wird.  Alternativ kann auch ein Community-Treffen in der eigenen Region besucht werden, wo bei der Einrichtung des Routers gerne geholfen wird.

Simon Terzebach von Freifunk Karlsruhe verriet mir, dass es derzeit ca. 12 verschiedene Communites in Baden-Württemberg gibt. Tendenz steigend, da aus bestehenden Communities ständig regionale Neugründungen entstehen. Simon Terzebach erklärt: „So gründen sich zum Beispiel gerade die Communities Ortenau und Pforzheim aus Personen, die schon bei Freifunk Karlsruhe mitmachen, nun aber in ihrem Ort ein Treffen veranstalten wollen. In Ortenau gibt es zum Beispiel schon eine eigene Firmware, die aber im Hintergrund noch die Server vom Freifunk Karlsruhe benutzt. So leisten Communities Starthilfe für eine neue Community, bis diese alle Aspekte von Freifunk eigenständig umsetzen kann.“

Freifunk-Communities in Baden-Württemberg: eine Übersicht

Teaser-Bild: Boris Niehaus (JUST) / Lizenz CC BY-SA 3.0