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Serien und Dokumentation erleben derzeit dank Netflix und Amazon Prime Video eine Blütezeit. Hier sind vier Empfehlungen mit Digitalbezug für alle, die nach Feierabend runterkommen kommen wollen und irgendwie doch nicht ganz abschalten können.

Achtung: Dieser Artikel kann Spuren von Spoiler enthalten.

Silicon Valley

Silicon Valley spielt, wie der Name schon verrät, im kalifornischen Hightech-Mekka und erzählt die Geschichte von Richard Hendricks, einem introvertierten Software-Entwickler, der beim Internetgiganten hooli seine Brötchen verdient.

Doch wie so viele im Valley träumt auch Hendricks vom eigenen Unternehmen und so bastelt er in seiner Freizeit an einer Suchmaschine speziell für die Musikbranche. Ganz beiläufig, quasi als Nebenprodukt, entwickelt er dabei einen Algorithmus, der eine extreme Datenkomprimierung ermöglicht.

Das ist die Geburtsstunde von Pied Piper, Hendricks‘ Startup. Und so geht für den jungen CEO der Wahnsinn los: Teampartner finden, Business-Plan schreiben, vor Investoren pitchen und sich gegen den Branchenkrösus hooli zur Wehr setzen. Denn dieser kopiert nur allzu gerne Geschäftsideen oder kauft die Konkurrenz ganz einfach auf.

Vor allem Leute, die selbst in der Startup-Szene unterwegs sind, dürften Gefallen an der Serie finden, spielt sie doch geschickt mit gängigen Startup-Klischees. Ein Beispiel gefällig? In nahezu jedem Pitch, der in der Serie zu sehen ist, proklamiert ein Gründer, seine Geschäftsidee mache die Welt zu einem besseren Ort. Bullshit Bingo par Excellence.

Der Serienpilot wurde am 06. April 2014 auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO erstausgestrahlt. Drei Staffeln mit insgesamt 28 Episoden folgten. Im April soll es mit der 4. Staffel weitergehen. Viel Zeit zum Nachgucken bleibt also nicht. In Deutschland läuft Silicon Valley übrigens bei Sky Atlantic HD.

Mr. Robot

Tagsüber ein einfacher Angestellter und nachts ein Kämpfer für Gerechtigkeit – was sich zunächst wie der Plot einer neuen Superhelden-Serie liest, ist vielmehr die Storyline des Hacker-Epos Mr. Robot.

Hauptfigur der Serie ist Elliot Alderson (Rami Malek), ein depressiver IT-Sicherheitsexperte, der sein gesamtes Umfeld hackt, um sich und andere vor „Bedrohungen“ zu schützen.

Und auch beruflich nutzt Alderson seine Fertigkeiten: Als IT-Sicherheitsexperte bei Allsafe CyberSecurity schützt er tagsüber die Server des weltweit aktiven Konglomerats E Corp, um diese nach Feierabend dann wieder anzugreifen. Denn als Teil des anarchistischen Hackerkollektivs fsociety zieht er nachts gegen „Evil Corp“ in den Krieg, um das globale Finanzsystem zu Fall zu bringen.

Mr. Robot ist düster. Das liegt vor allem am Charakter des Protagonisten: Alderson leidet unter Angstzuständen und betäubt sich deshalb mit Morphin. Doch auch die Erzählweise trägt zur Gesamtstimmung bei. Als Folge einer Persönlichkeitsstörung unterhält sich Alderson mit einem imaginären Freund. Dem Zuschauer helfen diese Gespräche zwar, Aldersons Welt zu verstehen. Sie führen jedoch gleichzeitig auch dazu, dass Wahn und Wirklichkeit verschwimmen.

„Hello, friend. That’s lame. Maybe I should give you a name, but that’s a slippery slope. You’re only in my head. We have to remember that. Shit.“

– Elliot Alderson –

Das Drehbuch für Mr. Robot stammt aus der Feder von Sam Esmail, der sich nach eigenen Angaben von Filmen wie American Psycho, Clockwork Orange und Fight Club dazu inspirieren ließ.

Mr. Robot feierte am 24. Juni 2015 auf USA Network Premiere und kann in Deutschland auf Amazon Prime Video angeschaut werden. Zwei Staffeln sind bisher im Kasten, eine dritte wurde von Sommer 2017 auf Herbst verschoben, um Esmail noch etwas mehr Zeit für die Weiterentwicklung zu geben. Man legt Wert auf Qualität.

Westworld

Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Robotik sind in der Digitalbranche derzeit die Hype-Themen. Und obendrein scheinen sie auch die perfekten Zutaten für einen Serienerfolg zu sein – sofern man dem Medienecho Glauben schenken darf, das Westworld auslöste. Denn bereits vor dem offiziellen Start im Oktober 2016 wurde die Serie als neue Cash Cow und adäquater Nachfolger von Game Of Thrones gehandelt.

Doch um was geht’s eigentlich in Westworld? Im Zentrum der Serie steht ein futuristischer Vergnügungspark, der seine Besucher mit Eintritt in das Amerika des 19. Jahrhunderts versetzt: Schießereien, Saloon-Schlägereien und leichte Mädchen inklusive. Regeln gibt es in der Westworld keine. Die Besucher können ihre krudesten Fantasien ausleben, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Humanoide Roboter übernehmen im Park verschiedene Statistenrollen. Sie überfallen Postkutschen, schürfen in den Bergen nach Gold oder bestellen als einfacher Farmer das Feld, doch folgen sie dabei immer einem festen Skript. So auch die hübsche Farmerstochter Dolores Abernathy (Evan Rachel Wood) bis sie eines Tages ihre Existenz zu hinterfragen beginnt.

Und nicht nur sie scheint ein eigenes Wesen zu entwickeln. Auch andere Humanoide verhalten sich außerplanmäßig und revolutionieren das vorherrschende System.

Der Cast der Serie ist mit Ausnahme von Anthony Hopkins relativ unbekannt. Dafür können sich die Autoren und Producer sehen lassen: Die Idee für die Serie stammt von Jonathan Nolan, bekannt für Memento oder The Dark Knight, und seiner Ehefrau Lisa Loy. Zu den Produzenten gehören J.J. Abrams und Bryan Burk, die den meisten wegen Lost, Fringe und Star Trek ein Begriff sein dürften.

Der Pilot der Serie lief am 02. Oktober auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO. Für Deutschland hat sich Sky die Rechte an der Serie gesichert. Mit einer zweiten Staffel soll es 2018 weitergehen. Man darf gespannt sein.

Abstrakt: Design als Kunst

Wem nicht nach Serien zu Mute ist, dem sei die Dokumentation Abstrakt ans Herz gelegt – vorausgesetzt er mag gutes Design. Denn Abstrakt begleitet in acht Episoden acht Designer aus acht unterschiedlichen Disziplinen.

Den Anfang macht der deutsche Illustrator Christoph Niemann, der mit nur ganz wenigen Strichen ganz viel Ausdruck auf das Papier bringt und es deshalb schon etliche Mal auf das Cover des New Yorker geschafft hat.

In den weiteren Episoden begleitet die Dokumentation unter anderem den Designer des Air Jordan Tinker Hatfield, den Architekten Bjarke Ingels oder auch den Fotografen Platon, der schon alles vor der Linse hatte, was Rang und Namen hat. Fun Fact am Rande: Platon nutzt, dem Digitalisierungstrend zum Trotze, zumeist eine analoge Kamera mit Farbfilm.

Verantwortlich für die Auswahl der porträtierten Designer ist Scott Dadich, ehemals Chefredakteur der US-Wired. Das erklärt vielleicht auch, warum sich die Folge über Automobildesign um Fiat Chrysler Automobiles dreht und nicht etwa um Porsche, Mercedes Benz oder BMW; Für uns deutsche ist das natürlich wahrlich schwer zu verstehen.

Zu sehen ist die Dokumentation auf Netflix. Von der Machart erinnert Abstrakt ein wenig an Chef’s Table – man greift auf bewährte Konzepte zurück.

Welche Serien würdet Ihr empfehlen? Mad Men? Suits?