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Als der Produktionsleiter in einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen, vorschlug, den Energieverbrauch der Fertigung nicht nur technisch zu optimieren, sondern gemeinsam mit den Mitarbeitenden ein System zur Ressourcenüberwachung und Abfallreduktion zu entwickeln, war das zunächst ungewöhnlich.

Es ging nicht mehr nur um Maschinen, sondern um das Zusammenspiel von Daten, Umweltbewusstsein, Prozessen und Verantwortung – und genau das ist der Kern von Green Skills.

Was er ohne es zu wissen tat: Er nutzte Green Skills – Fähigkeiten, die technische Kompetenz mit Nachhaltigkeitsdenken, Innovationsbereitschaft und systemischem Verständnis verbinden. Sein Projekt entwickelte sich zum Vorzeigeansatz für nachhaltige Prozessverbesserung – und das Unternehmen erkannte: Green Skills sind kein Zukunftsthema – sie sind schon heute wettbewerbsentscheidend.

Green Skills – Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Green Skills bezeichnen das Wissen, die Fähigkeiten und Einstellungen, die Menschen benötigen, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen, ressourcenschonenden und klimafreundlichen Wirtschaft aktiv mitzugestalten. Es geht nicht nur um technisches Know-how, sondern auch um Werte wie Verantwortung, Umweltverständnis, Kreativität und Veränderungsbereitschaft.

Die UNESCO definiert Green Skills als Fähigkeiten, die erforderlich sind, um Produkte, Dienstleistungen und Prozesse an Umweltanforderungen und Klimaziele anzupassen. Sie umfassen technische, soziale und systemische Kompetenzen – und sind längst nicht mehr nur für „grüne Berufe“ relevant, sondern für alle Branchen und Funktionen.

Eine Fraunhofer-Analyse betont: Green Skills sind entscheidend für die Nachhaltigkeitstransformation und müssen strukturiert in Unternehmen verankert werden – nicht als Zusatz, sondern als Bestandteil der Unternehmensentwicklung.

Gleichzeitig zeigen Arbeitsmarktstudien und Trends, etwa von LinkedIn, dass Green Skills in Stellenausschreibungen stark zunehmen – und besonders gefragt sind in Technik, Produktion, Beratung, IT und Management. Unternehmen suchen nicht nur Fähigkeiten, sondern Menschen, die Nachhaltigkeit verstehen, kommunizieren und gestalten können.

Warum sind Green Skills so wichtig?

Drei Entwicklungen machen Green Skills unverzichtbar:

  • Regulatorischer Druck – Klimaziele, EU-Richtlinien, Lieferkettengesetze und Nachhaltigkeitsberichte verlangen nach strukturierten Nachhaltigkeitskompetenzen.
  • Wirtschaftliche Notwendigkeit – Effizienz, Ressourcennutzung und nachhaltige Innovationen schaffen Wettbewerbsvorteile.
  • Arbeitswelt im Wandel – Nachhaltigkeit wird zunehmend Teil von Rollenprofilen, Unternehmenskultur und Strategien.

Ein aktuelles IAB-Dokument zeigt für Baden-Württemberg: Besonders die Industrie steht vor der Herausforderung, qualifiziertes Personal für den grünen Wandel aufzubauen – und Green Skills sind dabei Schlüsselkompetenzen.

Welche Skills gehören dazu?

Green Skills lassen sich grob in zwei Bereiche einteilen:

  • Technische Green Skills – z. B. Energiemanagement, CO₂-Analyse, Kreislaufwirtschaft, umweltorientierte Produktentwicklung, Nachhaltigkeitsberichterstattung.
  • Interdisziplinäre Green Skills – z. B. systemisches Denken, Veränderungsbereitschaft, Problemlösung, Ethikverständnis, Kommunikation und strategische Nachhaltigkeit.

Beide Bereiche sind entscheidend – denn nachhaltige Transformation gelingt nur, wenn Technik, Mindset und Organisation zusammenspielen.

Was Unternehmen jetzt tun sollten

Green Skills: Was Unternehmen jetzt tun sollten.

  • Green Skills sichtbar machen: Welche Fähigkeiten brauchen wir künftig wirklich – und welche existieren schon im Unternehmen, oft ungenutzt?
  • Weiterbildung strategisch planen
    Gezielte Schulungen, interdisziplinäre Projekte und Lernpfade aufbauen – nicht nur für Fachkräfte, sondern für alle Bereiche.
  • Mitarbeitende aktiv einbeziehen
    Nachhaltigkeit entsteht nicht am Schreibtisch – sondern in Produktion, Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung.
  • Green Skills mit Unternehmensstrategie verbinden
    Nur wenn Green Skills in Innovation, Unternehmenskultur und Geschäftsmodellen verankert sind, entfalten sie Wirkung.

Fazit

Green Skills sind mehr als ein Trend. Sie verändern, wie wir arbeiten, wirtschaften und Innovation gestalten. Sie helfen Unternehmen, nachhaltiger, widerstandsfähiger und zukunftsfähiger zu werden. Und manchmal beginnen sie mit einer einfachen Idee – wie bei Markus in der Produktion.

Branchenzentriert qualifizieren

Im Rahmen des Aufrufs „Branchenzentriert qualifizieren – Zukunft sichern“ wird durch das ESF-Plus-Projekt „Branchen-Quali-Digital“ die IKT-Branche in Baden-Württemberg durch branchenzentrierte Qualifizierung zukunftsfähig aufgestellt. Ziel ist es, die Branche als Treiber von Innovation und gesamtwirtschaftlichem Wachstum in nahezu allen Wirtschaftsbereichen zu stärken. Kofinanziert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Baden-Württemberg.