Wie können wir unser Zuhause sicherer machen? Diese Frage treibt Robin Göbel und Max-Felix Müller von Inventife an, deren innovatives Sensorsystem nicht nur bewegende und ruhende Personen erkennt, sondern auch Unfälle verhindert und eine intelligente Gebäudeautomatisierung ermöglicht. Von der ursprünglichen Idee während Robins Masterarbeit bis zur aktuellen Anwendung in Wohnungen, Büros und Pflegeeinrichtungen haben sie kontinuierlich an der Verbesserung ihres Produkts gearbeitet. Im Interview mit Ariane Lindemann erfahrt ihr mehr über ihre Vision, die Herausforderungen der Markteinführung und ihre Pläne für die Zukunft.
Kannst du uns kurz erklären, was euer Produkt genau macht und wie es entstanden ist?
Unser Produkt ist ein fortschrittliches Sensorsystem zur Erkennung von Personen und potenziellen Unfällen in Gebäuden. Den ersten Sensor entwickelte ich während meiner Masterarbeit, als ich automatisierte Systeme zur Raumerkennung erforschte. Mir fiel auf, dass bestehende Bewegungsmelder ihre Grenzen haben, besonders in komplexeren Umgebungen wie Wohnungen oder Büros. Diese Erkenntnis inspirierte mich dazu, ein System zu entwickeln, das nicht nur präsent ist, wenn man sich bewegt, sondern auch analysiert, was im Raum geschieht und potenzielle Gefahren erkennt.
Wie hat sich eure Idee seit den Anfängen deiner Masterarbeit weiterentwickelt?
Die Idee wurde zunächst auf die Erkennung von Anwesenheit und Unfällen ausgerichtet. Im Laufe der Zeit haben wir jedoch festgestellt, dass das System noch viel mehr kann. Wir integrierten Funktionen zur Gebäudeautomatisierung, wie etwa die Steuerung der Heizung, um Energie zu sparen oder weitere sicherheitskritische Situationen. Zudem erweiterten wir die Einsatzmöglichkeiten auf verschiedene Bereiche wie Krankenhäuser, Altersheime und private Haushalte.
Wie hilft euer Sensor dabei, dein Zuhause smarter zu machen?
Unser Sensor geht weit über einfache Bewegungserkennung hinaus. Er erkennt nicht nur Bewegungen, sondern auch, wenn du ruhig auf dem Sofa sitzt oder an deinem Schreibtisch arbeitest. Das bedeutet, dass das Licht automatisch an bleibt, solange du da bist, was nicht nur bequem ist, sondern auch Energie spart, da sich das Licht automatisch ausschaltet, wenn du den Raum verlässt. Außerdem kannst du auch die Heizung und andere Geräte automatisieren, was bis zu 20 % der Heizkosten und 10 % der Stromkosten für die Beleuchtung einsparen kann.
Wer sind eure Hauptzielgruppen und wie setzen sie euer Produkt ein?
Unsere Hauptkunden sind Systemintegrator:innen und Elektriker:innen, die Gebäude für verschiedene Zwecke planen und ausstatten, sei es für Altersheime, Bürogebäude oder private Gebäude. Sie verwenden unsere Technologie, um die Sicherheit zu erhöhen, Energie zu sparen und den Komfort zu verbessern. Aber auch Endverbraucher:innen können unser System nutzen, besonders in Wohnungen oder Einfamilienhäusern, wo Sicherheit und Energieeffizienz eine Rolle spielen.
Welche Rolle spielt die Technologie in Bezug auf Datenschutz und Überwachung?
Datenschutz ist für uns von höchster Bedeutung. Unser System erfasst nur relevante Daten zur Sicherheit, Energie- und Komfortoptimierung und verwendet keine kontinuierliche Videoüberwachung oder ähnliche invasive Methoden. Die gesammelten Informationen werden ausschließlich lokal verarbeitet und werden nur im Fall eines Ereignisses, wie einem Unfall, auf Wunsch direkt an einen beliebigen Kontakt weitergeleitet.
Wie verbessert die Unfallerkennungsfunktion des Sensors die Sicherheit zu Hause?
Die Unfallerkennungsfunktion ist wirklich beeindruckend. Sie erkennt sofort, wenn jemand stürzt, und sendet automatisch einen Notruf, wenn niemand sonst im Raum ist, der helfen kann. Das ist besonders wichtig in Notfällen, da es Leben retten kann. So bietet das System Sicherheit für die ganze Familie, besonders auch für ältere Menschen, die alleine leben.
Was macht den Sensor so hilfreich für ältere Menschen?
Für ältere Menschen bedeutet der Sensor Sicherheit und Unabhängigkeit. Wenn etwas passiert, kann sofort Hilfe kommen, sei es durch Angehörige oder den Rettungsdienst. Außerdem übernimmt er kleine, aber wichtige Aufgaben wie das automatische Abschalten des Herds, wenn dieser unbeaufsichtigt bleibt, um potenzielle Gefahren zu minimieren.
Wie unterstützt die Anwendung Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen?
In Pflegeeinrichtungen unterstützt der Inventife Sensor, indem er automatisch auffällige Situationen meldet sowohl bei Tag als auch nachts. Dadurch können Pflegekräfte effizienter arbeiten und sich besser auf die direkte Pflege konzentrieren. Der Sensor ist 24/7 aktiv und meldet besondere Vorkommnisse, wodurch die Sicherheit der Bewohner:innen erhöht wird.
Wie sieht der typische Installationsprozess für euer System aus?
Die Installation ist je nach Bedarf unterschiedlich. Für private Wohnungen oder im Altersheim genügt normalerweise ein Sensor pro Raum, um die Präsenz und Unfälle zu erkennen. In größeren Gebäuden wie Fluren in Altersheimen oder Bürokomplexen planen wir die Installation nach den spezifischen Anforderungen und Nutzungen der Räume, wobei wir sowohl kabelgebundene als auch kabellose Varianten anbieten, die über WLAN kommunizieren.
Wie sieht eure Vision für die Zukunft aus, insbesondere in Bezug auf die Integration in Smart Homes?
Wir möchten unser System als zentrales Element in zukünftigen Smart Homes etablieren. Dies könnte bedeuten, dass unsere Technologie bereits beim Bau oder Kauf eines Hauses integriert wird, um sowohl jungen Familien als auch Senior:innen maximale Sicherheit, Komfort und Energieeinsparungen zu bieten, ohne dabei in die Privatsphäre einzudringen.
Welche Herausforderungen habt ihr auf dem Weg zur Markteinführung eures Produkts erlebt?
Wir haben insbesondere Herausforderungen bei der Finanzierung und der Skalierung unseres Teams erlebt. Als Startup mussten wir lernen, wie wir Investor:innen ansprechen und Partnerschaften mit Systemintegrator:innen aufbauen können, um unsere Reichweite zu vergrößern und das Produkt in unterschiedlichen Marktsegmenten zu positionieren.
Was sind eure nächsten Schritte und Ziele für die Zukunft?
Wir möchten unsere Marktpräsenz weiter ausbauen, neue Partnerschaften eingehen und die Funktionalität unseres Systems kontinuierlich verbessern. Kurzfristig planen wir die Einführung neuer Features und die Erweiterung unserer Kundenbasis sowohl in Deutschland als auch international.
Dieser Artikel wurde in Kooperation mit dem CyberLab Karlsruhe erstellt. Das CyberLab ist die zentrale Anlaufstelle für Startups und Gründungsinteressierte im IT-Bereich.
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