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In einer Garagenwerkstatt in der Südpfalz und im Karlsruher Gründerlabor CyberLab haben drei Computerspielexperten aus dem Südwesten der Bundesrepublik ein neues System zur Steuerung von Computerspielen entwickelt. Nur wenige Gramm wiegt die kleine Kunststoffbox. Das Innenleben besteht aus Mikrochips und Sensortechnik und mit einem Kunstfaserband wird die Box am Fußgelenk fixiert.

Doch die Idee hinter diesem Gerät ist regelrecht einzigartig und die Erfinder Carsten van Husen, Peter Stein und Carsten Rebholz wollen mit ihrem eigens gegründeten Unternehmen CapLab GmbH nun nichts geringeres als die Computerspielbranche revolutionieren. Mit dem Controller namens Bcon können Computerspiele künftig nämlich per Fußbewegung gesteuert werden.

Bcon
CapLab-Gründer Carsten van Husen mit dem Bcon. Foto: karlsruhe.digital

Dritte Hand oder sechster Finger

„Es ist kein Ersatz der herkömmlichen Spielsteuerung durch Maus und Tastatur, sondern eine Ergänzung“, sagt van Husen. Wenn beide Hände bereits mit der Navigation einer Spielfigur beschäftigt seien, könnten per Fußbewegung zusätzliche Befehle zum schnelleren Manövrieren durch virtuelle Welten eingegeben werden. Dabei funktioniert Bcon wie eine zusätzliche Tastatur: Spezielle Tastenkombinationen können durch leichte Fußbewegungen erzeugt werden.

„Es ist eine dritte Hand. Oder ein sechster Finger“, beschreibt van Husen das Prinzip des Bcon. Wofür Bcon steht, dass können sich die Nutzerinnen und Nutzer bislang sogar selber aussuchen. „Better Control“, also „Bessere Kontrolle“ ist dabei wohl eine gängigere Variante als das um die Ecke gedachte „Beyond Control“, also „Außer Kontrolle“. Van Husen favorisiert allerdings „Be Control“, also „Sei selbst die Kontrolle“. „Das bringt die Vorteile dieses Systems wohl am besten auf dem Punkt“, sagt der Softwareentwickler.

Mit dem Bcon können zusätzliche Befehle ausgeführt werden

Einen Vorteil können sich durch die Box vor allem geübte Computerspielerinnen und -spieler verschaffen. Bestimmte Befehle wie das Bauen von Gebäuden bei Fortnite können dann durch eine schnelle Fußbewegung ausgeführt werden Außerdem kommt es bei vielen Spielen auf eine möglichst schnelle Abfolge der Klicks an. Auch hier kann der Bcon die Spieler nach van Husens Einschätzung zu neuen Höchstleistungen führen. In der Branche ist die Idee bereits auf Anerkennung gestoßen und im Januar erhielten die Karlsruher Entwickler bereits den Innovationspreis der internationalen Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas. Die erste Idee zur Entwicklung des Bcon hatten Stein und Rebholz bereits Ende 2016.

Mitte 2017 stieß dann noch van Husen zu dem Duo. Im August 2017 wurde dann im CyberLab des Unternehmernetzwerks CyberForum das Startup CapLab GmbH aus der Taufe gehoben und über eine Kickstarter-Plattform Geld für die Finanzierung des Unternehmens eingesammelt. Van Husen und Stein kannten sich bereits seit ihrer gemeinsamen Zeit bei der Karlsruher Spieleschmiede Gameforge. Van Husen hatte seinen Posten im Management kurz vor der Entwicklung des Bcon aus freien Stücken gekündigt und auch Stein wagte für die Umsetzung seiner Idee den Sprung in die Selbstständigkeit. „Jeder brachte gewisse Fähigkeiten für die Gründung eines Unternehmens mit“, erinnert sich van Husen. Er selbst sei eher der Geschäftsmann, Stein der Techniker und der passionierte Zocker Rebholz könne sich schnell in die Bedürfnisse der Spieler hineinversetzen. Das erste Etappenziel, die Auslieferung der ersten Prototypen bis Weihnachten 2018 hat das Trio durch zahlreiche Überstunden in einer Garage in Landau erreicht.

„Das Zusammenbauen der Geräte nahm doch einige Zeit in Anspruch“, erinnert sich van Husen. Die Leiterplatten für die ersten Kleinserien stammen aus Malsch und die Kunststoffgehäuse aus dem Odenwald. Um wirtschaftlich zu arbeiten, müsse die Produktion der Boxen über kurz oder lang aber nach China ausgelagert werden, betont van Husen.

Software zur Steuerung sorgt für den Mehrwert des Unternehmens

In China sitzt aber auch die größte Bedrohung für das Jungunternehmen. Seit dem Start der Kickstarter-Kampagne gab es laut van Husen schon mindestens einen Versuch der Produktpiraterie.

„Kaum gibt es eine gute Idee, wird diese schon kopiert. Da hilft es auch nichts, wenn unsere Anmeldung für ein Patent erfolgreich ist“, sagt van Husen. Der beste Kopierschutz ist für van Husen deshalb der Aufbau einer eigenen Marke. Computerspielfans würden für ihr Hobby viel Geld ausgeben, dafür aber eine hohe Qualität verlangen. Deshalb arbeiten die drei Unternehmensgründer in ihrem Firmensitz in der Hoepfner Burg auch unermüdlich an der Programmierung einer Plattform.

„Die Hardware für unsere Box kann leicht nachgebaut werden“, weiß van Husen. Umso wichtiger sei deshalb, dass der Bcon einfach bedient und ohne Störungen bei sämtlichen Computerspielen eingesetzt werden kann. Wegen der Anbindung an sämtliche Computersysteme kann der Bcon übrigens auch zur Steuerung von allen möglichen anderen Programmen eingesetzt werden.

„Selbst bei Photoshop oder Word braucht es für manche Eingaben aufwändige Tastenkombinationen“, weiß van Husen, und auch diese Befehle können künftig mit einer einfachen Fußbewegung ausgeführt werden. Bleibt noch die Frage nach der Bedeutung des Firmennamens. Auch hier hat van Husen mehrere Varianten parat. Zum einen ist der Name die Abkürzung von „Capability Lab“, also das „Fähigkeitslabor“, und zum anderen von „Control and Perform“, also „Kontrolliert spielen“. Und natürlich steht Cap auch für „Carsten and Peter“, die beiden Vornamen der Unternehmensgründer.