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Stuttgart–New York. Nonstop. Steht nicht auf der Abflugtafel. Noch nicht. Ist aber vielleicht nur noch eine Frage der richtigen Argumente. Was fehlt, ist ein klarer Beleg, dass sich ein Direktflug rechnet. Dahinter steckt aufwendige Analysearbeit und tiefes Branchenwissen. Das Startup PaxUp Aviation Insights aus Karlsruhe liefert die Zahlen, auf die Airlines hören: Woher kommen die Passagiere bisher? Wie viele fliegen mit Umstieg? Wie groß wäre das Potenzial für eine Direktverbindung? Das Tool rechnet datenbasiert, um Entscheidungsträgern klarzumachen: Diese Strecke lohnt sich.

Ariane Lindemann im Interview mit Matthias Hunger.

„Wir wollten unsere Erfahrung und Leidenschaft für die Luftfahrt in ein eigenes Produkt einbringen.“

Matthias Hunger kennt die Luftfahrtbranche. Über 15 Jahre lang arbeitete er als Freelancer an Softwarelösungen für Flughäfen. Als bekannt wurde, dass sein Auftraggeber diesen Produktbereich nicht weiterführen wird, nutzten er und zwei Teammitglieder die Chance für einen Neuanfang.

„Pax“ steht für „Passengers“, die gängige Branchenabkürzung für Passagiere. Und exakt um die geht es. Genauer gesagt: um das Wachstum von Passagierzahlen durch neue Flugverbindungen. Die Software von PaxUp unterstützt Flughäfen bei der Streckenplanung, indem sie präzise analysiert, wo sich neue Routen lohnen könnten, wie hoch das Passagierpotenzial ist und wie groß die Nachfrage wäre, wenn es bestimmte Direktflüge gäbe.

„Ein Flughafen verdient nur dann Geld, wenn Passagiere fliegen. Und das geht nur, wenn Airlines entsprechende Verbindungen anbieten“, erklärt Matthias. „Unsere Software liefert die Argumente, um Airlines von genau solchen neuen Strecken zu überzeugen.“

Daten als Türöffner für neue Routen

Wie funktioniert das konkret? PaxUp integriert aggregierte Buchungsdaten von etablierten Anbietern und reichert sie in einem eigenen Tool mit Prognosen an. Das Besondere: Selbst für Ziele, die aktuell nicht direkt angeflogen werden – etwa New York ab Stuttgart – lassen sich Passagierströme analysieren, die derzeit über andere Hubs wie Frankfurt, Paris oder Amsterdam laufen. „Wir zeigen auf, welches Marktpotenzial bisher verborgen bleibt und welche zusätzlichen Passagiere durch eine Direktverbindung aktiviert würden“, so Matthias.

Dabei bleibt es nicht bei reinen Zahlen. Das Tool errechnet auch die voraussichtliche Auslastung einer neuen Verbindung, vergleicht Marktanteile und berücksichtigt Preisstrukturen. „Wir liefern einen fertigen Business Case, den die Airports direkt bei Airlines präsentieren können. Ob als PDF, im Pitch-Meeting oder auf großen Branchenkonferenzen wie der World Routes.“

Große Nachfrage

Obwohl PaxUp erst im Mai 2025 gegründet wurde, ist das Interesse bereits groß. „Wir haben die Produktentwicklung Anfang Juli öffentlich gemacht und der Zuspruch aus der Branche ist überwältigend. Viele Flughäfen suchen händeringend nach einer passenden Lösung, und selbst andere Technologieanbieter in der Luftfahrt bestätigen uns, dass es derzeit kein vergleichbares Produkt am Markt gibt.“, berichtet Matthias. Letters of Intent liegen bereits vor. Am 1. Oktober soll das Tool an den Start gehen. Mit ersten Kunden aus dem sogenannten Pioneer Circle, einem Co-Development-Netzwerk aus rund zehn Flughäfen. Alle zwei Wochen wird gemeinsam getestet, diskutiert, verbessert.

„Das ist nicht nur fachlich wertvoll, sondern macht auch einfach mehr Spaß. Und genau das wollen wir: eine Software, mit der man gerne arbeitet“, sagt Matthias. „Viele Flughafenlösungen wirken, als kämen sie aus den 90ern. Wir wollen dagegen etwas entwickeln, das intuitiv und schnell ist.“

Karlsruhe als guter Boden für Gründergeist

Die drei Gründer:innen Matthias Hunger, Hugo Lahr und Lena Renner setzen bewusst auf Karlsruhe als Standort und profitieren stark vom Netzwerk. „Die Beratung im CyberForum war Gold wert“, betont Matthias. „Mit wenigen Gesprächen haben wir viele wichtige Tipps bekommen. Zur Finanzierung, zur Struktur, zur strategischen Ausrichtung.“

Das Gründungsteam ist aktuell noch zu dritt, wächst aber ab Herbst mit dem Markt. Unterstützt werden sie durch das BW Pre-Seed-Programm der L-Bank, das mit einem Wandeldarlehen die entscheidende Luft zum Atmen verschafft. Perspektivisch will PaxUp auch die Plattform weiterentwickeln: Airlines sollen künftig direkt auf Route Cases zugreifen, Feedback geben oder sich selbst vernetzen können. Auch KI soll in Zukunft eine größere Rolle spielen.

„Aktuell sind wir auf Flughäfen fokussiert, aber wir denken weiter. Unser Ziel ist es, zum zentralen Hub für strategische Streckenplanung zu werden. Weltweit.“