Wie sich Unternehmen mit intelligenter Produktionsplanung gegen steigende Energiepreise wappnen können – ein Gespräch mit Jonas Wilz, Mitgründer von adjusted flow, einem Startup für energieoptimierte Prozesse.
von Ariane Lindemann
Vom Uni-Projekt zur Unternehmensgründung
Energie sparen klingt simpel – aber für Industrieunternehmen ist das oft eine Herausforderung. Strompreise schwanken nicht nur täglich, sondern auch saisonal, was hohe Kosten verursacht. Jonas Wilz und sein Co-Founder Jonathan Engelhard haben eine Lösung entwickelt: Ihr Startup adjusted flow optimiert Produktionsprozesse so, dass Unternehmen Energie dann nutzen, wenn sie am günstigsten ist – und das automatisiert im Hintergrund.
Die Idee entstand aus Jonas‘ Masterarbeit zur energieeffizienten Produktionsplanung. Doch schnell wurde klar: Das Potenzial reicht weit über die Forschung hinaus. „Mein Betreuer hat das Thema nicht weiterverfolgt, aber ich wusste, dass hier eine große Chance liegt. Also habe ich nach Mitstreitern gesucht – so entstand unser Startup.“
Der Weg ins CyberLab: Unterstützung für Innovationen
Nach ersten Erfahrungen in einem spezialisierten Energie-Accelerator entschied sich das Team für das CyberLab – eine Entscheidung, die vieles veränderte. „Hier herrscht eine unglaubliche Mentalität: Niemand sagt: ‘Das klappt sowieso nicht.’ Stattdessen wird gefragt: ‘Wie können wir es möglich machen?’ Das hat uns unglaublich motiviert.“
Neben technischem Know-how profitierte das Team vor allem von der mentalen Unterstützung. „Die Unsicherheiten einer Gründung sind groß“, sagt Jonas, „doch ein starkes Netzwerk hilft, Herausforderungen zu meistern. Das CyberLab bot nicht nur Coaching, sondern auch Zugang zu ersten Pilotkunden – ein entscheidender Schritt für den Markteintritt.“
Von der Theorie in die Praxis: Die ersten Pilotprojekte
Im Dezember 2024 erhielt das Startup das EXIST-Gründungsstipendium – eine erste finanzielle Absicherung. Doch der eigentliche Meilenstein steht jetzt bevor: Der Praxistest. „Unsere Simulationen zeigen große Einsparpotenziale. Jetzt müssen wir das in der Praxis nachweisen. Erst dann können wir unser Geschäftsmodell wirklich validieren“ sagt Jonas.
Drei Pilotprojekte sollen nun die Wirksamkeit der Software in realen Produktionsumgebungen beweisen. Erst danach wird das Startup entscheiden, ob und wann Investoren ins Boot geholt werden. „Wir müssen sehen, wie gut unser Modell funktioniert, bevor wir externes Kapital aufnehmen. Unser Ziel ist eine nachhaltige Lösung für die Industrie.“
Aufklärung statt Widerstand: Warum Unternehmen umdenken müssen
Viele Unternehmen unterschätzen, wie stark sich der Energiemarkt verändert hat. Jahrzehntelang war Strom einfach da – jetzt steigen Preise, Verfügbarkeiten schwanken. Doch der größte Irrtum: Die Angst vor Produktionsausfällen. „Manche glauben, energieoptimierte Planung bedeutet, dass ihre Produktion stillsteht, wenn der Strom gerade teuer ist. Das ist ein Missverständnis. Wir verschieben Abläufe clever, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen.“
Die Software arbeitet dabei vollautomatisch, ohne dass Unternehmen aktiv eingreifen müssen. Mehr Effizienz, weniger Kosten – ohne Einschränkungen.
Finanzierung, Wachstum und Teamaufbau
Aktuell setzt das Startup auf Bootstrapping – also Selbstfinanzierung durch Fördermittel. Mit zwei Masteranden und einem Stipendiaten wächst das Team langsam, aber gezielt. „Natürlich wäre es toll, mehr Leute an Bord zu haben“, sagt Jonas, „aber wir wollen erst die Pilotprojekte abschließen und fundierte Ergebnisse haben, bevor wir über Skalierung sprechen.“ Langfristig sieht das Team großes Potenzial – nicht nur in der Produktionsplanung, sondern auch in der Steuerung von Versorgungstechnik und Energiedatenerfassung.
Der Blick in die Zukunft
Die nächsten 12 Monate sind entscheidend. Das Ziel: Die Software im Live-Betrieb testen, messbare Ergebnisse liefern und den nächsten Schritt vorbereiten. „Dann müssen wir unternehmerische Entscheidungen treffen: Welche Features brauchen wir? Wann ist der richtige Zeitpunkt für Investoren? Und wie skalieren wir?“
Und falls sich das Modell nicht wie geplant entwickelt? „Wir haben keinen festen Plan B, aber viele Optionen. Der Markt für Energielösungen wächst rasant, und wir sind uns sicher, dass wir hier langfristig einen wichtigen Beitrag leisten können.“
Dieser Artikel wurde in Kooperation mit dem CyberLab Karlsruhe erstellt. Das CyberLab ist die zentrale Anlaufstelle für Startups und Gründungsinteressierte im IT-Bereich.
Bist du auch gerade dabei, dein eigenes Unternehmen zu gründen und brauchst Starthilfe oder Gründungsberatung? Das CyberLab hilft dir gerne weiter. Hier findest du alle wichtigen Infos.