Wann hast du das letzte Mal eine Rückmeldung erhalten, die nicht nur analysiert hat, was war, sondern dir auch konkrete Hinweise für dein zukünftiges Verhalten gegeben hat? In der heutigen Arbeitswelt wird Feedback oft als Pflichtübung betrachtet. Dabei ist es ein unverzichtbares Instrument für persönliche Weiterentwicklung, Unternehmenserfolg und langfristige Mitarbeiterbindung.
Im Workshop „Kompetenzen zielsicher einschätzen und Feedback geben“ (Modul 3 der Reihe Next Level HR) zeigte Katharina Behncke (ITB Consulting GmbH), wie Rückmeldung professionell, motivierend und handlungsorientiert gestaltet werden kann. Besonders wirksam ist zukunftsgerichtetes Feedback, auch bekannt als Feedforward. Diese Form der Rückmeldung gibt konkrete, direkt umsetzbare Impulse. Ein einfaches Beispiel: Eine freundlichere Begrüßung am Telefon kann sofort den professionellen Eindruck verbessern. Entscheidend ist, dass Feedforward nicht nur rückblickt, sondern nächste Schritte aufzeigt und Entwicklung unterstützt.
Kompetenzbasiertes Arbeiten als Grundlage
Damit Feedback oder Feedforward sinnvoll und wirksam gegeben werden kann, braucht es eine klare Grundlage: das gezielte Beobachten und Einschätzen von Verhalten anhand von Kompetenzen. Genau hier setzt Kompetenzmanagement an. Unternehmen wie Siemens, Google oder Unilever nutzen diesen Ansatz bereits strategisch.
Kompetenzen bestehen aus Wissen, Fähigkeiten und Motivation. Sie sind nicht direkt messbar, aber im Verhalten sichtbar. Kompetenz zeigt sich immer im Kontext. Eine Person gilt dann als kompetent, wenn sie in bestimmten Situationen wiederholt erfolgreich handelt. Ein bewährtes Verfahren zur Analyse ist die Critical Incident Technique. Hierbei werden erfolgskritische Situationen identifiziert und das Verhalten analysiert, das zum Erfolg beigetragen hat. So entsteht eine fundierte Basis für objektive Rückmeldungen.
Kompetenz, Leistung und Potenzial klar trennen
Professionelles Feedback unterscheidet klar zwischen Kompetenz, Leistung und Potenzial:
- Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, in einem bestimmten Kontext erfolgreich zu handeln
- Leistung bezieht sich auf den bisher erbrachten Output
- Potenzial bezeichnet die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten einer Person
Diese Trennung hilft, Rückmeldungen passgenau zu gestalten. Feedforward kann dann gezielt auf Kompetenzentwicklung oder Potenzialentfaltung ausgerichtet werden. Unterschiedliche Anlässe erfordern unterschiedliche Formen: Situatives Feedback erfolgt direkt nach einer Handlung, formelles Feedback findet in geplanten Gesprächen statt. Wichtig ist in beiden Fällen, nicht nur Schwächen, sondern gezielt auch Stärken zu adressieren. Denn das gezielte Ausbauen vorhandener Stärken entfaltet oft mehr Wirkung als reine Defizitkorrektur.
Feedbackkultur schaffen durch Kompetenzmodelle
Damit Feedback und Feedforward nachhaltig wirksam werden, braucht es mehr als Einzelgespräche. Notwendig ist eine Kultur, in der Rückmeldung selbstverständlich zur Arbeit gehört. Eine solche Kultur entsteht nicht von allein. Sie erfordert Struktur, Zeit und gemeinsame Referenzpunkte.
Kompetenzmodelle spielen hier eine zentrale Rolle. Sie beschreiben systematisch, welche Fähigkeiten, Kenntnisse und Verhaltensweisen für eine bestimmte Rolle oder ein Ziel im Unternehmen erforderlich sind. Kompetenzen werden dadurch beobachtbar und bewertbar. Ein gutes Kompetenzmodell bildet die Grundlage für objektives, nachvollziehbares und zukunftsgerichtetes Feedback.
Ein Beispiel: Statt der allgemeinen Aussage „Du solltest besser kommunizieren“ ermöglicht ein Kompetenzmodell eine konkrete Rückmeldung wie „In der letzten Teampräsentation hast du die Kompetenz ‚Adressatengerechte Kommunikation‘ sehr gut gezeigt, weil du deine Argumente klar und verständlich formuliert hast“.
Das sorgt für:
- Transparenz und Fairness im Feedbackprozess
- Orientierung für Entwicklungsgespräche und Zielvereinbarungen
- Klarheit darüber, was unter guter Leistung verstanden wird
- Eine gemeinsame Sprache über Leistung und Entwicklung im Team oder Unternehmen
Kompetenzmodelle leisten damit einen zentralen Beitrag zur Personalentwicklung, zum gezielten Personaleinsatz und zur Mitarbeiterbindung.
Feedback als Geschenk
Feedback und Feedforward sind nicht nur Instrumente, sondern Ausdruck einer Haltung. Diese Haltung ist professionell, wertschätzend und menschenzentriert. Rückmeldung sollte als Geschenk betrachtet werden, das angenommen oder abgelehnt werden kann. Wichtig ist, sowohl Stärken als auch Entwicklungspotenziale zu benennen. Eine einseitige Fokussierung auf Schwächen greift oft zu kurz.
Ein kontinuierlicher, strukturierter Rückkopplungsprozess – unterstützt durch Selbst- und Fremdeinschätzungen sowie klare Kompetenzmodelle – schafft Transparenz, stärkt das Vertrauen und fördert die Eigenverantwortung. Feedforward wird so zur Einladung, sich aktiv weiterzuentwickeln.
Für vertiefte Informationen zu kompetenzbasiertem Feedback, Kompetenzmodellen und fundierter Eignungsdiagnostik kontaktiere gerne Katharina Behncke von der ITB Consulting GmbH.
Branchenzentriert qualifizieren
Im Rahmen des Aufrufs „Branchenzentriert qualifizieren – Zukunft sichern“ wird durch das ESF-Plus Projekt „Branchen-Quali-Digital“ die IKT-Branche in Baden-Württemberg durch branchenzentrierte Qualifizierung zukunftsfähig aufgestellt, damit sie Treiber von Innovation und gesamtwirtschaftlichem Wachstum in nahezu allen anderen Wirtschaftsbereichen bleibt. Kofinanziert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Baden-Württemberg.