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Um zukunftsfähig zu bleiben, ist bei Unternehmen vor allem moderne Personalentwicklung gefragt. Die betriebliche Weiterbildung der Mitarbeiter ist dabei eines der wichtigsten Instrumente.

Wettbewerbs- und Innovationsdruck, neue Technologien, Fachkräftemangel und demografischer Wandel – das sind die Herausforderungen, denen sich Unternehmen heute stellen müssen. Nur mit motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeitern können sich Unternehmen gegen Konkurrenten behaupten und innovativ bleiben. Doch die bleiben zunehmend aus. Betriebe erhalten zum Teil keine Bewerbungen oder müssen Kompromisse bei den Anforderungen an ihr Personal machen. Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland verstärkt das Problem in Zukunft weiter. Eine gezielte Förderung der Mitarbeiter gewinnt dadurch perspektivisch noch größere Bedeutung.

„Weiterbildung hilft, die eigenen Reihen verstärkt zu qualifizieren – knapp zwei Drittel der Unternehmen stimmen dieser Aussage zu“, berichtete das Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Die gute Nachricht: Das sind keine Lippenbekenntnisse. Die Unternehmen nutzen das Instrument der betrieblichen Weiterbildung durchaus. Die letzte Erhebung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum „Weiterbildungsverhalten in Deutschland „zeichnet ein überaus positives Bild. „Im Jahr 2012 wurde mit 49 Prozent die bisher höchste Teilnahmequote an Weiterbildung seit dem Jahr 1979 gemessen.“ Die berufliche Weiterbildung macht mit 81 Prozent davon den größten Anteil aus. Über die Hälfte der beruflichen Weiterbildungsaktivitäten wird von den Betrieben selbst initiiert. Im Jahr 2007 war dies noch umgekehrt. In 58 Prozent der Fälle übernahmen die Betriebe zumindest teilweise die Kosten.

Auch im internationalen Vergleich steht Deutschland gut da. Eine Studie des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) zeigt, dass Deutschland bei arbeitsplatzbasiertem Lernen über dem Durchschnitt liegt. In puncto lebenslanges Lernen hinkt die Bundesrepublik allerdings hinterher.

Forderung nach klaren Regeln

Für Hans-Ulrich Nordhaus, Leiter der Abteilung Bildungspolitik und Bildungsarbeit des Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaft Bundes (DGB), ist die betriebliche Weiterbildung in Deutschland jedoch noch nicht klar genug geregelt: „Weder Gesetze noch Tarifverträge geben in einem einheitlichen und verbindlichen Rahmen vor, wie berufliche Weiterbildung zu definieren, zu organisieren, zu finanzieren und zu zertifizieren ist“, zitiert ihn die Weiterbildungsplattform Springtest.

In welcher Form und wie häufig Unternehmen ihre Mitarbeiter motivieren, Zusatzqualifikationen zu erwerben oder ihre Berufsbildung zu erweitern, obliegt allein bei ihnen. Für das Gros soll Weiterbildung „zeitlich flexibel, inhaltlich passgenau und finanziell leistbar sein“, ergab eine Umfrage der Industrie und Handelskammern (IHK). Dabei seien „kleine Wissens-Happen gefragt und nicht ein opulentes 7-Gänge-Menü“. Der Schwerpunkt liegt branchenübergreifend auf berufsspezifischen Fertigkeiten. Im Bereich IT/Medien liegt der Anteil bei 44 Prozent. Auf die Erweiterung des Fachwissens setzen 34 Prozent der Befragten Unternehmer aus der IT-Branche, auf soziale und persönliche Kompetenz dagegen 23 Prozent.

Weiterbildung ja, aber wie und wo?

Voraussetzung eines zielgerichteten Weiterbildungsmanagements ist eine eingehende Analyse des Qualifizierungsbedarfs in Unternehmen. Das fällt kleinen und mittleren Unternehmen nicht immer leicht. Das Webangebot praktisch-unschlagbar.de der Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie Wirtschaft und Energie bietet Unterstützung mit Schnelltests, Fragebogen, Formulare, Strategien und Best-Practice-Beispiele. Auch ein IT-Unternehmen hat Vorbildfunktion: Die Darmstädter Software AG ermittelt den Weiterbildungsbedarf der Belegschaft anhand von klar strukturierten Mitarbeitergesprächen. Das Modell hat sich bewährt. Der Vorteil: Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich in Fragen der betrieblichen Weiterbildung direkt einzubringen. Das trifft zum Teil noch zu selten zu.

Passgenaue Weiterbildungen sind jedenfalls möglich. Sie reichen von unternehmensinternen Schulungen über Online-Seminare bis zu berufsbegleitenden zertifizierten Bildungsangeboten. Auch die Anbieter sind zahlreich. Interessant für den IT-Bereich ist die kürzlich gestartete Plattform seminaut, eine Gründung des Unternehmensnetzwerks CyberForum, das auch Herausgeber dieses Blogs ist. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg fördert die neue Plattform im Rahmen der Landesinitiative smart businessIT. Das Online-Portal bietet einen schnellen Überblick über die Weiterbildungsangebote der Technologie-Region Karlsruhe. „In Zeiten des Fachkräftemangels wird die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter immer wichtiger“, so David Hermanns, Geschäftsführer des CyberForum. „Zum einen können so Fachkräfte innerhalb des Unternehmens effizienter und vielfältiger eingesetzt werden. Zum anderen ist es auch ein Zeichen von Wertschätzung, wenn Arbeitgeber ihren Mitarbeitern eine berufliche und persönliche Weiterentwicklung ermöglichen – ein Mehrwert, der auch für neue Fachkräfte von außen interessant sein kann.“

Weitere Informationen bietet das Infoweb Weiterbildung, eine Metasuchmaschine für den gesamten Weiterbildungsbereich. Bundesweite Angebote der IHKs sind über deren Weiterbildungs-Informations-System (WIS) zu finden.