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In Zusammenarbeit mit den eigenen Kunden steigern Unternehmen ihr Innovationspotential. Sie verlassen sich deshalb nicht mehr nur auf ihre interne Forschungs- und Entwicklungsabteilung, sondern setzen im Rahmen von Open Innovation auf das Web 2.0 und auf Ideen aus der Crowd.

Wer kreativ sein will, braucht Inspiration. Das gilt auch für Unternehmen. Und die erkennen mehr und mehr, welches Potential in den eigenen Konsumenten steckt. Lego geht seit 2008 mit gutem Beispiel voran. Auf der Plattform Lego Ideas, zuvor Lego Cuusoo, beweisen sich die Fans des dänischen Spielwarenherstellers als Produktentwickler. Begeistert ein Konzept mindestens 10.000 Unterstützer, hat es gute Chancen, in Serie zu gehen. Bislang hat Lego acht Ideas Sets produziert, darunter den Mars Rover der NASA, eine Ghostbusters-Edition, die Zeitmaschine aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ und eine Mikrowelt des Computerspiels Minecraft. Die Ideengeber belohnt Lego mit einem Prozent am Nettoverkaufserlös. Der Unternehmensgewinn im Vergleich ist immens: Der Crowd sei dank sind Aufwand wie Risiko gering, die Nachfrage und der Absatz dagegen so gut wie sicher – die Kundenbindung inklusive.

Auch BMW, Tchibo, Swarosvki, Siemens oder Henkel setzen auf Ideenplattformen oder Kreativwettbewerbe, um Kundenbedürfnisse zu erforschen und Inspiration für die Produktentwicklung oder -optimierung zu erhalten. Zudem sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Plattformen entstanden, auf denen Unternehmen Ideenwettbewerbe ausschreiben können, darunter das im Rahmen der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ entstandene Innovationskraftwerk oder NineSigma und andere Netzwerke.

Alle für eine Idee

Die Wella GmbH beispielsweise lobte auf Innovationskraftwerk.de Prämien in Höhe von 13.000 Euro für innovative Dienstleistungskonzepte für Friseure aus. Dabei lassen sich auf diese Weise nicht nur Bedürfnis- sondern auch Lösungsinformationen generieren. Neben wirtschaftlichen werden auf der Plattform aber auch wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Fragestellungen behandelt, zum Beispiel: Wie stoppen wir die Ausbreitung von Wüsten? Woran kann sich Kunststoff erinnern? Wie beteiligen wir Bürgern an politischen Prozessen?

Kooperationen mit Konsumenten und Nutzern im Rahmen von Crowdsourcing und Consumer co-creation nehmen bei großen Unternehmen bereits einen hohen Stellenwert in der Unternehmensstrategie ein und gewinnen zukünftig noch weiter an Bedeutung, wie Sabine Brunswicker vom Fraunhofer Institut und Henry Chesbrough von der Universität Berkeley in Kalifornien in ihrem „Open Innovation Survey“ herausfanden.

Aber auch kleine und mittelständische Unternehmen profitieren von der systematischen Integration von Kundenaktivitäten und -wissen. Der Druck, Kooperationen und Netzwerke zu nutzen, ist für KMUs sogar noch höher, da sie auf der Suche nach Innovationen schneller an ihre Grenzen stoßen als große Konzerne. „Hinzu kommt, dass mittelständische Unternehmen es sich noch weniger leisten können als Großunternehmen, am Markt vorbeizuentwickeln oder sich in einer technischen Lösung zu verrennen“, sagt Frank Piller, Professor für Innovationsmanagement der RWTH Aachen im Interview mit dem Arbeitgebermagazin Faktor A. Crowdsourcing ist dabei aber auch in kleinem Rahmen möglich, etwa über Social-Media-Plattformen oder Nutzerforen.