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Digitalisierung funktioniert nur mit Erfahrungsaustausch und der richtigen Vernetzung. Aus diesem Grund wurden beim Digitalgipfel 2018 zehn ausgewählte Standorte für digitale Innovationszentren („Digital Hubs“) in Baden-Württemberg präsentiert. Die ausgewählten regionalen Digital Hubs sollen dabei als Teilchenbeschleuniger digitaler Innovationen wirken und unterschiedlichste Kompetenzen, Disziplinen, Ideen und Technologien miteinander verbinden.

Wir haben uns an den Standorten genauer umgehört und präsentieren euch die einzelnen Hotspots. Heute stellt uns Roland Bernhard das Zentrum für Digitalisierung in Böblingen (ZD.BB) vor.

Guten Tag Herr Bernhard, Sie sind Landrat des Landkreises Böblingen und Ansprechpartner für das dortige Zentrum für Digitalisierung (ZD.BB). Erklären Sie uns doch in ein paar Sätzen Ihre Hauptaufgaben.

Der Digital Hub „Zentrum Digitalisierung Böblingen (ZD.BB)“ soll den mit der zunehmenden Digitalisierung verbundenen Strukturwandel proaktiv begleiten. Dies beinhaltet die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aller Branchen, die Qualifizierung von Fachkräften und die Förderung einer digitalen Kultur in der Bevölkerung.

 Zentrum für Digitalisierung Böblingen (ZD.BB)
(von links nach rechts): Hans-Ulrich Schmid, Geschäftsführender Vorstand Softwarezentrum, Dominic Schaudt, Wirtschaftsförderer Stadt Böblingen, Prof. Dr. Alexander Roßmann, Herman Hollerith Zentrum, Roland Bernhard, Landrat, Dr. Sascha Meßmer, Landkreiswirtschaftsförderer, Prof. Dr. Dieter Hertweck, HHZ, Sascha Dorday, Wirtschaftsförderer Sindelfingen. (Bild: Landkreis Böblingen)

Sei es der Breitbandausbau oder das Förderprogramm „Digitale Zukunftskommune@bw“: die Digitalisierung auszubauen hat für Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Wie digital ist die Region bisher?

Eine gut ausgebaute Glasfaserinfrastruktur ist die Grundlage jeder digitalen Anwendung und insofern erstmal Voraussetzung. Der Landkreis hat dies früh erkannt und sich gemeinsam mit der Region Stuttgart sowie Städten und Gemeinden auf dem Weg gemacht mit dem Ziel eines flächendeckenden FTTB/H-Ausbaus. Unsere Erwartung an die Landesregierung wäre hier, die Aufgriffschwelle von 30 Mbit/s zu erhöhen. Denn um den Wandel zur digitalen Gesellschaft zu vollziehen, brauchen wir deutlich bessere Verbindungen und müssen uns alle ehrgeizigere Ziele setzen.

Beim Förderprogramm „Digitale Zukunftskommune@bw“ ist der Landkreis Böblingen in einem Konsortium mit 4 weiteren Kreisen als Gewinner bekanntgegeben worden. Nun sollen digitale Maßnahmen entwickelt werden, durch die gerade Bewohnern ländlicher Gebiete, trotz weiter Wege, über den Aufbau einer Plattform ein schneller und einfacher Zugang zu zentralen Diensten ermöglicht wird.

Diese Plattform, die in Form einer Projekt-, Informations- und Wissensdatenbank das Kernstück des Modellvorhabens bildet, wird in den Bereichen Bildung, Mobilität, eGovernment & Bürgerdienste sowie dem Gesundheitswesen angesiedelt sein. Böblingen will durch intelligente Mobilitätssysteme Daten erfassen, bereitstellen und verwerten, um die Mobilitätsnutzung zu vereinfachen und zu verbessern.

Der Regional Hub ZD.BB in drei Worten!

Innovative Geschäftsmodelle gestalten.

Welche Digitalisierungsprojekte stehen in der nächsten Zeit für die Region an?

Oberstes Ziel all unserer Bemühungen ist es, den Landkreis an der Spitze der Wirtschaftskraft zu halten. Darum hat das Thema Digitalisierung bei uns hohe Priorität. So haben wir für die Wirtschaftsförderung die Stelle einer Digitalisierungsmanagerin geschaffen, die als Brücke zwischen Unternehmen und ZD.BB dienen soll. Gleichzeitig wird bei uns auch das Thema des Glasfaserausbaus, der die Grundlage für die Digitalisierung bildet, angegangen.

Allgemein verfügt die Region bereits über unterschiedliche Schwerpunkte zum Thema Digitalisierung, beispielsweise über das Herman Hollerith Zentrum der Hochschule Reutlingen oder das Softwarezentrum Böblingen- Sindelfingen.

Zukünftig liegt der Fokus neben der Unterstützung von KMU auf der Gestaltung einer digitalen Zukunftsregion. Dafür hatte sich der Landkreis u.a. um die Förderung bei der Digitalen Zukunftskommune beworben. Für den Herbst ist dann die Eröffnung des Zentrums Digitalisierung BB geplant.

Welche Chancen ergeben sich für die Region durch die Förderung?

Die Förderung des Landes Baden-Württemberg für die regionalen Digitalisierungszentren kam für uns zur rechten Zeit. Durch die Förderung können wir kleine- und mittelständische Unternehmen beim Strukturwandel unterstützen. Diese bilden das Rückgrat der Wirtschaftsleistung in Baden-Württemberg. Damit trägt das Hub-Konzept direkt zur Wirtschaftsförderung bei. Über den Hub soll darüber hinaus eine digitale Kultur in der Region geschaffen werden, die allgemein die Förderung von Innovationen stimuliert. Dies zeigt sich dann beispielsweise an der verstärkten Ansiedlung von Startups und Tech-Unternehmen.

Mit welchen Projektpartnern wird zusammengearbeitet?

Uns ist es gelungen ein Konsortium zu bilden, das die Vielfalt unserer Wirtschaftskraft abbildet. Der Landkreis konnte mit der Hochschule Reutlingen, dem Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V., der IBM Deutschland GmbH, der Star Cooperation, der LGI Deutschland GmbH, dem Coworking Space Herrenberg, der Fachkräfteallianz Region Stuttgart, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, der Stadt Böblingen, der Stadt Sindelfingen, der Stadt Leonberg, der Stadt Herrenberg, der Kreishandwerkerschaft Böblingen, der START HAW, der Universität Stuttgart sowie der IHK Region Stuttgart –Bezirkskammer Böblingen großartige Partner für das Projekt gewinnen.

Stehen demnächst in der Region Böblingen bestimmte Events an?

Zur Eröffnung des Digital Hub ist ein Barcamp geplant. Dieses findet vom 26.10. bis 28.10. am Herman Hollerith Zentrum statt.

MINT-Projekte, Informatikunterricht an Schulen oder Lernfabriken. In Baden-Württemberg gibt es immer mehr Projekte, um Schüler für die digitalisierte Berufswelt fit zu machen. Sind in Ihrer Region Projekte vorgesehen, um den Nachwuchs für digitale Themen zu sensibilisieren?

Um künftig mehr Fachkräfte mit Interesse an digitalen Technologien zu entwickeln, bedarf es einer frühen Sensibilisierung für das Thema in Schulen. Mit neuen, von allen Akteuren der Region organisierten Formaten, wie beispielsweise Hackathons oder Barcamps am ZD.BB in Unternehmen und Schulen kann es gelingen, unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen für das Thema zu sensibilisieren.

Die Entwicklung eines regionalen Curriculums zur digitalen Qualifizierung mit den Akteuren HHZ, SZ, Fachkräfteallianz Region Stuttgart, sowie die Integration der regionalen Bildungseinrichtungen mit ihren Inhalten (Schulen, berufliche Bildung, Hochschulen) ist im Zentrum für Digitalisierung bereits als Thema mitgedacht.

Was sind die langfristigen Digitalisierungsziele der Region Böblingen?

In Summe soll im Landkreis ein innovatives Ökosystem aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, kommunalen Partnern und Startups entstehen, um den digitalen Wandel durch Innovationen nachhaltig zu gestalten.

Da ohnehin schon Geschäftsmodelle entwickelt werden sollen, macht für uns die gleichzeitige Mitarbeiterqualifikation Sinn: die Förderung der Qualifizierung von Fachkräften in HighTech und Informatik – also die Verfügbarkeit der benötigten Ressourcen für den digitalen Wandel, das ist eines unserer Ziele.