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Die Digitalisierung zieht ein – und das nicht nur bei den Arbeitsabläufen, sondern auch beim Arbeitsplatz. Hintergrund ist der Fachkräftemangel, unter dem viele Startups leiden. Selbst den großen deutschen Startup-Hubs in Berlin, Hamburg und München gehen die Experten aus. Gesucht sind vor allem Entwickler. In kleineren Städten scheint es zunehmend unmöglich, die wichtigen Stellen mit Profis zu besetzen.

Startups können mit den Angeboten von Konzernen nur schwer konkurrieren

Obwohl auch viele Startups bereit sind, für gute Mitarbeiter ein marktübliches Gehalt zu bezahlen und einen attraktiven Arbeitsplatz bieten, verlieren sie im Wettbewerb um die klugen Köpfe. Konzerne werben die Informatikstudenten oft schon während des Studiums ab. Zudem haben sie entsprechende Recruiting-Abteilungen, eigene Ausbildungsprogramme und sind auf Karrieremessen unterwegs. Diese Präsenz zu übertrumpfen, ist für Startups schlicht unmöglich.

Doch manchmal hilft es, neue Wege zu gehen. Wenn eine Stelle weltweit als flexibler Arbeitsplatz ausgeschrieben wird, erreicht man einen wesentlich größeren Pool potenzieller Mitarbeiter. Ob am Meer oder in den Bergen programmiert wird ist zweitrangig – Hauptsache das Ergebnis stimmt.

Vor- und Nachteile des digitalen Arbeitsplatzes

Vorab sollte man kurz erwähnen, dass sich für viele Startups, die keine Entwickler finden, die Frage nach den Vor- und Nachteilen gar nicht stellt. Es wird immer schwieriger, gute Mitarbeiter zu finden. Darum ist es häufig die einzige Alternative, die zum Ziel führt.

Der erste klare Vorteil ergibt sich in der Auswahl der Bewerber – insbesondere im IT-Bereich. Da weltweit dieselben Programmiersprachen gesprochen werden, können die Qualifikationen sehr gut miteinander verglichen werden. Auch bei Probearbeiten kann man problemlos einen russischen mit einem spanischen Entwickler vergleichen und den besseren Bewerber auswählen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man als Arbeitgeber durch die Umstellung auf Remote Working dazu gezwungen ist, Prozesse bewusster zu durchdenken. Dadurch, dass man sich nicht mal eben im Flur absprechen und sich Dinge zurufen kann, etabliert man viel transparentere und effizientere Prozessabläufe. Auch die Verantwortlichkeiten sind genau definiert.

Die Digitalisierung hat die Weichen für Remote Working gestellt. Notebooks sind bei vielen Unternehmen ohnehin schon Standard, die meisten Tools werden als Cloud-Lösung angeboten. Die Absprachen im Team und das Projektmanagement können über Cloud-Lösungen wie Jira, Google Hangouts und Slack organisiert werden. Jira ist vor allem in der IT ein verbreitetes Tool für das operative Projektmanagement und die Verwaltung von Problemen und Lösungsansätzen.

Entwickler, Designer und viele weitere Stellen sind problemlos als Remote Lösung umsetzbar. Vor allem schnell wachsende Startups können von Remote Working profitieren. Dadurch, dass weniger Arbeitsplätze vor Ort nötig sind, können Mietkosten gespart werden – auch die Suche nach größeren Büroräumen kann aufgeschoben werden.

Allerdings ist Remote Working nicht für alle Stellen geeignet. Wer zum Beispiel im Sales-Bereich arbeitet und im Kundenkontakt steht, sollte zumindest im gleichen Land arbeiten, um der Sprache mächtig zu sein und die Zeitzonen einhalten zu können. Hinzu kommen Stellen, bei denen der Austausch mit dem Team enorm wichtig ist. Team- oder Abteilungsleiter sollten aufgrund des Betriebsklimas zumindest ein- bis zweimal pro Woche Inhouse als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Auch bei Berufseinsteigern ist Vorsicht geboten. Remote Working eignet sich eher für Mitarbeiter, die bereits Berufserfahrung mitbringen und ihre Arbeit zu großen Teilen selbstständig erledigen können.

Vorbereitung und Einarbeitungsphase vor Ort

Freelancer und digitale Nomaden arbeiten von jedem WLAN-erschlossenen Ort dieser Welt. Doch damit die Zusammenarbeit über die Landesgrenzen und Zeitzonen hinaus funktioniert, müssen eine entsprechende Infrastruktur und das entsprechende Verständnis für die verschiedenen Arbeitsweisen geschaffen werden. So sollte neben der Nutzung von verschiedenen Kollaborationstools auch eine Serverstruktur geschaffen werden, die es ermöglicht, Daten verschlüsselt zu übertragen und sicher abzuspeichern. Gleichzeitig sollte jeder im Team die Möglichkeit haben, extern darauf zugreifen zu können.

Remote Working setzt für beide Seiten ein hohes Maß an Vertrauen voraus. Um ein Gefühl für die gegenseitigen Interessen zu bekommen, sollte sich das Remote Team zu Beginn persönlich kennen lernen – das ist vor allem für langfristig geplante Arbeitsbeziehungen sinnvoll.