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Was war das für eine Meldung: Google kauft Nest Labs für 3,2 Milliarden US-Dollar. Doch was will die Suchmaschine mit einem Thermostathersteller? Auch Apple versucht den Einstieg in die Haussteuerung. Mit HomeKit will der Konzern ein Protokoll beziehungsweise ein Application-Framework zur Verfügung stellen, mit dem Nutzer aus der Ferne das Garagentor öffnen, die Heizung regulieren oder ähnliche Haushaltsgeräte steuern können. Missbrauch und Datenschutz-Skandale sind programmiert.

Google und Apple drängen ins Wohnzimmer und speziell Google hat bereits einen Fuß drin. Das Unternehmen hat mit dem Kauf von Nest Labs eindrucksvoll gezeigt, wohin die Reise geht. Und nicht nur der herkömmliche Endkunde gehört zum Beuteschema. Auch Unternehmen sind über Nest an Google ab sofort gekoppelt – Datenschutz spielt dabei gewohnt keine Rolle. Damit hat sich Google einen weiteren Kanal zum digitalen Rohstoff „Daten“ verschafft. Über die verbauten Sensoren gelangt das datenhungrige Unternehmen an Informationen von Millionen Haushalten: Fortan weiß Google, wann man zu Hause ist. In welchem Zimmer man sich aufhält. Und wann einem Bewohner kalt ist. Wohin die Reise hingehen könnte, zeigt meine „paranoide“ Sichtweise.

Denn nutzten Unternehmen die Thermostate von Nest Labs wird die Problematik zwar erst in einigen Jahren sichtbar. Und erst dann werden die Geräte wahrscheinlich auch ganze Gebäudetrakte miteinander vernetzen und mit Datenbanken kommunizieren. Doch ein Problem wird unter anderem sein, dass vieles im selben Unternehmensnetzwerk stattfindet. Unternehmensspionage ist von Google beileibe nicht zu erwarten, doch Dritte könnten mögliche Einfallstore nutzen, um an sensible Informationen zu kommen. Der Spiegel hatte in der Märzausgabe absolut Recht, folgenden Titel für Heft Nummer 10 zu wählen; Google: Die Welt ist nicht genug.

Google: größtes Datenschutz-Risiko im Internet?

Ist Panik angebracht? Nein. Denn ein entscheidender Vorteil Deutschlands wird sicher das Ergebnis des aktuellen Datenschutz-Index sein, der wieder einmal Deutschland auf den letzten Platz sieht. Dieser zeichnet das Land aus, welches keinerlei Abstriche beim Datenschutz macht. Und in Zukunft wird es für US-Unternehmen noch schwieriger, an personenbezogene Daten zu gelangen. So will die Politik die US-Unternehmen dazu zwingen, rechtlich gesehen in Europa stationiert zu sein. Dennoch, mit der Fülle der Fähigkeiten wächst die Sorge, dass Google zu viel wissen könnte. Es gibt mittlerweile einfach sehr viel persönliche Information unter einem einzigen Dach und die Suchmaschine hat mit seinen unzähligen Diensten, die es auch für Unternehmen gibt, sich meines Erachtens zu einem der größten Datenschutz-Risiken im Internet entwickelt. Es wird allerdings für Google ein heißer Tanz; auch weil sich die Deutschen auf den Datenschutz einschießen – es fühlt sich zumindest so an.

Aber nicht nur Google will ins heimische Wohnzimmer. Apple etwa hat auf der WWDC das HomeKit vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Protokoll beziehungsweise um ein Application-Framework, über welches andere Hersteller ihre Hardware stülpen dürfen. Die erfassten Daten wandern wahrscheinlich auch auf die Apple-Server. Und wir wissen alle, dass Home-Entertainment meist auch ein Platz im Unternehmen findet – Datenschutz wird dabei schlichtweg ignoriert. Wer erwartet auch schon Böses. Klar, einige werden jetzt vielleicht denken, der ist ja tatsächlich Paranoid? Die jüngsten Skandale aus den USA zeigen aber, dass selbst einfachsten Schnittstellen angezapft werden – die Unternehmensspionage und Unternehmensdaten stehen dabei hoch in Kurs.