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TRONITY bietet Besitzern von Elektroautos die Möglichkeit, die Daten ihres Fahrzeugs auszuwerten und grafisch aufzubereiten. Warum sich das in der Praxis als nützlich erweist, erklären die Gründer im Interview.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen – und warum gerade der Fokus auf Elektroautos?

Wir sind vor zwei Jahren selbst erst in die Elektromobilität eingestiegen und hatten, wie wohl viele Einsteiger, unter anderem die folgenden Fragestellungen:

  • Wie weit komme ich mit meinem Elektroauto?
  • Was kostet mich der Unterhalt bzgl. Stromkosten?
  • Wie verändert sich die Batteriekapazität meines Fahrzeugs?
  • Welchen Einfluss hat mein Fahrverhalten auf den Verbrauch?
  • Wo kann ich mit welcher Geschwindigkeit am günstigsten laden?

Da wir zudem Elektroautos von unterschiedlichen Herstellern fahren, wollten wir uns natürlich auch vergleichen und optimieren. Wir konnten hierzu aber keine Antworten oder Lösungen finden und haben somit, zunächst als Hobby und nur für uns, die Lösung TRONITY entwickelt.

Aber auch im Freundes- und Bekanntenkreis gab es ähnliche Fragestellungen und somit haben wir TRONITY öffentlich gemacht. Dabei ist uns der Austausch mit Interessierten und Experten aus der Elektromobilität sehr wichtig, denn wir wollen eine Lösung für und entlang der Elektromobilität schaffen. Ein Großteil der derzeitigen Funktionen von TRONITY basiert dabei auf Ideen und Vorschläge aus der Community.

Letztendlich möchten wir über TRONITY Antworten auf für Elektroautos spezifische und bis dato neue Fragestellungen liefern – und darüber auch den Wandel hin zu einer flächendeckenden Elektromobilität unterstützen, fördern und gestalten.

Auf den ersten Blick aggregiert TRONITY einfach nur Daten und bereitet diese visuell auf. Nehmen wir an, es interessiert mich nicht im Detail, wie viele kWh ich bei meiner letzten Fahrt verbraucht habe oder wie weit ich mit einer Ladung gekommen bin – warum sollte ich mich dennoch anmelden?

Der Einstieg in die Elektromobilität ist wie eine neue Sprache zu lernen. Viele neue Begriffe, Vorgehensweisen und Erfahrungen werden gemacht und gesammelt. TRONITY ist dabei der Übersetzer und erleichtert den Einstieg, aber hilft auch den Umgang mit dem Fahrzeug nachhaltig zu optimieren und laufende Kosten zu reduzieren.

Dabei ermöglicht es TRONITY, die Fahrzeugdaten im Detail auszuwerten (bspw. Verbrauch einer Fahrt, Ladekurven, Zustand der Batterie) oder einfach nur mal schnell über WhatsApp den günstigsten Preis an einer Ladesäule zu ermitteln. TRONITY bietet somit Funktionen für Experten zur Detailanalyse, aber auch einfache Funktionen mit dem Schwerpunkt auf die Kostenoptimierung bzw. -kontrolle. 

Wir möchten Nutzer über TRONITY im gesamten Prozess der Elektromobilität unterstützen. Dies beginnt mit der Auswahl und der Anschaffung von einem Elektrofahrzeug, über die Nutzung und Kostenoptimierung bis hin zum Wiederverkauf vom Fahrzeug.

Welche Voraussetzungen muss ein Elektroauto erfüllen, um mit TRONITY kompatibel zu sein?

Das Fahrzeug muss eine aktive Datenverbindung haben. Bei einigen Herstellern muss diese Funktion als Option zunächst aktiviert werden. Durch diese Datenverbindung können dann die Daten aktiv vom Fahrzeug abgerufen und über TRONITY für eine Auswertung der Daten aufbereitet werden.

tronity – BMW i3

Welche Features plant ihr für die Zukunft? Wie wird TRONITY in fünf Jahren aussehen?

In den vergangenen Wochen haben wie eine Vielzahl an wichtigen Funktionen freigegeben. So kann beispielsweise auf Grundlage der ermittelten Fahrzeugdaten, ein Fahrtenbuch einfach erstellt und exportiert werden. Zudem können Fahrzeugdaten nun einfach über sog. Instant Messanging Dienste wie WhatsApp, Telegram oder Facebook Messanger abgerufen werden. Dies ist besonders praktisch, wenn man an einer Ladesäule steht und ermitteln möchte, welcher Ladetarif am günstigen ist – denn eine Ladesäule zeigt weder Tarifanbieter noch -preise an. Hierfür muss nur der aktuelle Standort über bspw. WhatsApp geteilt werden und man erhält umgehend eine Empfehlung zum günstigsten Ladetarif.  

Aktuell arbeiten wir an der Möglichkeit einer einfachen Integration der Fahrzeuge in die Hausautomatisierung. Darüber ist dann als Beispiel ein Aufladen der Elektrofahrzeuge über eine Überproduktion der eigenen Solaranlage möglich. Aber auch die Unterstützung von mehreren Fahrzeugen pro Zugang, also einem Fuhrpark des Privathaushalts, ist ein Thema an welchem wir derzeit arbeiten.

In Zukunft möchten wir auch weiterhin eine Vielfalt an Herstellern von Elektroautos unterstützen. Gleichzeitig möchten wir auch eine vereinfachte Sicht er Daten anbieten, um den Nutzer in der Auswertung und der Fokussierung noch weiter zu unterstützen (u.a. über eine eigene App für das Mobiltelefon). 

Nachhaltig möchten wir über die TRONITY Platform, eine Datenplattform für Lösungen im Bereich der Elektromobilität anbieten. Die TRONITY Platform ist dabei schon jetzt das Fundament der Lösung TRONITY und bietet eine Vielzahl von Services, Tools und APIs. Mit diesen können bestehende Lösungen erweitert, sowie neue digitale Erlebnisse im Bereich der Elektromobilität erschaffen werden.

In fünf Jahren werden Besitzer von Elektrofahrzeugen um einiges aufgeklärter und die Vernetzung mit Komponenten und Dienstleistungen (als Ecosystem zusammengefasst) sehr ausgeprägt sein. TRONITY wird daher Daten aus verschiedenen Quellen konsolidieren und vereinfacht sowie proaktiv bereitstellen und auch dabei helfen, die eigenen Daten bewusst, gesteuert und nutzungsbeschränkt mit dem Ecosystem zu teilen.

Werden Fahrzeugdaten insgesamt in der Zukunft einen höheren Stellenwert haben, als noch vor ein paar Jahren?

Definitiv. Der Zugriff auf die eigenen Fahrzeugdaten und die darüber gewonnene Transparenz zum Fahrzeug, wird in Zukunft und in Bezug auf eine Kostenoptimierung eine entscheidende Rolle spielen. 

So können diese Daten genutzt werden, um laufende Kosten zu reduzieren (bspw. den günstigsten Ladetarif finden). Aber auch der Wiederverkauf kann darüber gesteigert werden, denn die Daten und die damit verbundene Transparenz über das Fahrzeug bieten Käufern weit mehr Sicherheiten und Informationen, als die Aussage „scheckheftgepflegtes Fahrzeug“.

Auch entsprechende Angebote rund um ein Fahrzeug werden sich drastisch verändern. So werden zum Beispiel Versicherungen basierend auf Echtzeitdaten des Fahrzeugs personalisierte Angebote entlang der Nutzung erstellen können. Dabei soll aber immer der Nutzer aktiv die Entscheidung treffen können, mit welchem Anbieter, welche Daten geteilt werden sollen – getreu unserem Motto „TRONITY | Dein Auto. Deine Daten.“

Welche Bedeutung hat für euch die Technologieregion Karlsruhe als Unternehmensstandort?

Karlsruhe ist ein toller Standort für Forschung und Entwicklung sowie insbesondere die Softwareentwicklung. Einer unserer Gründer hat dort studiert. Außerdem verändert sich gerade das Stadtbild und wir sind uns sicher, dass Mobilitätskonzepte installiert werden, die aktuelle und zukünftige Ballungsprobleme entschärfen werden – denn schon bei der Optimierung des Straßenbahnnetzes war Karlsruhe ein Vorreiter. Elektrofahrzeuge und Daten werden da bestimmt auch eine Rolle spielen.