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Lange Zeit galt die Bereitstellung öffentlicher Hotspots als ein erstrebenswertes Ziel für Deutschlands Innenstädte – und auch 2018 hat sich daran nichts geändert. Ein Kommentar.

Wer in Deutschland mobil im Internet surfen will, muss tief in die Tasche greifen. Im europäischen Vergleich belegt die Bundesrepublik regelmäßig die hintersten Plätze, wenn es um verbraucherfreundliche Preise für die mobile Datennutzung geht. Zum Vergleich: Seit einigen Monaten hat die Telekom einen Tarif im Portfolio, bei dem das Datenvolumen nicht begrenzt ist. Dafür müssen die Verbraucher hierzulande knapp 80 Euro pro Monat bezahlen. In Ländern wie Polen, Dänemark und Lettland kostete ein vergleichbarer Tarif bereits vor zwei Jahren lediglich 16 Euro.

Während unbegrenztes mobiles Internet in Deutschland somit für viele Smartphone-Nutzer ein Luxusgut ist, schreitet die Digitalisierung der Gesellschaft immer schneller voran. In immer mehr Lebensbereichen unterstützen uns Online-Dienste, die uns den Alltag erleichtern – seien es nun VR-Anwendungen, Bezahldienste oder Echtzeitinformationen zum öffentlichen Nahverkehr. Filme und Serien schaut man unterwegs auf Netflix, die Musik kommt nicht mehr aus dem Discman, sondern wird über Spotify gestreamt. Grundvoraussetzung für diesen digitalen Lifestyle ist schnelles Internet – und da die Mobilfunkbetreiber hierzulande an ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Preisstruktur festhalten, sind nun andere gefragt. Zum Beispiel die Städte und Kommunen.

Kostenfreies, öffentliches WLAN gehört bereits in vielen Städten zum guten Ton

Vor etwas mehr als vier Jahren, genauer gesagt im Mai 2014, startete in Karlsruhe das Projekt KA-WLAN. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein kostenfreies WLAN, das sowohl die Einwohner von Karlsruhe als auch die Besucher der Fächerstadt nutzen können:

KA-WLAN ist ein kostenloses Internetangebot für Karlsruhe, das an zahlreichen öffentlichen Orten verfügbar ist. Egal ob mit Smartphone, Tablet oder Laptop – hier können Karlsruherinnen und Karlsruher, Studierende und Touristen kostenlos im Internet surfen und das ohne zeitliche Begrenzung oder Limitierung des Datenvolumens.

Das KA-WLAN kann wahlweise unverschlüsselt (ohne vorherige Anmeldung) oder verschlüsselt (Registrierung erforderlich) genutzt werden und wird stetig ausgebaut. Das öffentliche WLAN ist ein gemeinsames Projekt von INKA e.V., CyberForum e.V. und dem Wissenschaftsbüro der Stadt Karlsruhe.

KA WLAN

Auch in der nahegelegenen Goldstadt Pforzheim gibt es bereits seit mehreren Jahren öffentliches WLAN im gesamten Innenstadtbereich. In Heidelberg, wo über „Heidelberg4you“ bereits 180 Standorte versorgt werden, wurden jüngst an den Bergbahn-Stationen entsprechende Hotspots in Betrieb genommen, die insbesondere den zahlreichen Touristen zugutekommen sollen.

WiFi4EU: EU fördert kostenloses WLAN in Städten und Gemeinden

Grundsätzlich hat kostenloses WLAN in Städten das Potenzial, die Digitalisierung unserer Gesellschaft voranzubringen. Denn nur wenn die Bürgerinnen und Bürger neue Online-Dienste immer und überall nutzen können, werden Sie diese auch akzeptieren und in ihren Alltag integrieren. Gleichzeitig kann ein öffentliches WLAN bei Bedarf auch für Schulen, die Verwaltung und andere öffentliche Einrichtungen genutzt werden.

Die Europäische Union jedenfalls hat die damit verbundenen Chancen erkannt und mit WiFi4EU ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt. Kommunen und Gemeinden, die Interesse daran haben, ihren Einwohnern und Besuchern ein öffentliches WLAN anzubieten, können sich für WiFi4EU registrieren und bis zu 15.000 Euro an Fördergeldern erhalten. „Bis 2020 soll jedes Dorf und jede Stadt in Europa über einen kostenlosen WLAN-Internetzugang in der Nähe der Hauptzentren des öffentlichen Lebens verfügen“, so EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.