Im März und April regelte eine dynamische Anzeige den Radverkehr in der Karlsruher Fußgängerzone. Das Realexperiment wurde von GO Karlsruhe initiiert, einem Forschungsprojekt der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, das sich mit dem Thema Fußgängerverkehr auseinandersetzt.
Wer in den vergangenen Wochen in der Karlsruher Fußgängerzone um den Ludwigsplatz in der Erbprinzen- und Waldstraße unterwegs war, konnte die neuen, dynamische Anzeige für Radfahrer nicht übersehen. Sie funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt viele Fußgänger unterwegs sind, wird Radfahrern über das Display die Verwendung der City-Route-Süd (über die Herrenstraße und die Amalienstraße) empfohlen.
Eine Regulierung des Radverkehrs an dieser Stelle erscheint sinnvoll, da es in der Vergangenheit regelmäßig zu Problemen zwischen Fußgängern und Radfahrern kam. So ist es letzteren zwar gestattet, die Fußgängerzone zu befahren. Allerdings nur im Schritttempo.
“Dass dies nicht immer der Fall ist, wurde von Fußgängern mehrfach über die „GO-Karlsruhe“-App gemeldet. Auch die bereits durchgeführte Befragung mittels interaktiver Poster bestätigte die angespannte Situation zwischen den Verkehrsteilnehmern dort.” – GO Karlsruhe
Letztendlich geht es bei dem Realexperiment darum, Radfahrer dafür zu sensibilisieren, auf andere, in diesem Fall Fußgänger, Rücksicht zu nehmen. Laut GO Karlsruhe ist vielen Radfahrern nämlich überhaupt nicht bewusst, dass sie sich dort in einer Fußgängerzone befinden.

GO Karlsruhe: App ermittelt Bedürfnisse von Fußgängern
Bleibt die Frage: Was ist GO Karlsruhe überhaupt? Die Kurzfassung: Ein Forschungsprojekt im Umfang von 1,17 Millionen Euro, für das die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Rahmen des Wettbewerbs “Reallabor Stadt” den Zuschlag bekommen hat. Während viele andere Projekte die Auto- oder Radfahrer in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellen, widmet sich GO Karlsruhe den Bedürfnissen der Fußgänger.
In sogenannten Realexperimenten, zu denen auch die dynamische Anzeige in der Fußgängerzone zählt, können alle Verkehrsteilnehmer vor Ort per Knopfdruck interaktiv Rückmeldung geben – in Form von „Smileys“ und „Schmollies“. Weiterhin finden Zählungen des Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehrs sowie Verkehrsbeobachtungen statt. Auf diese Weise sollen Verhaltensänderungen der Verkehrsteilnehmer dokumentiert und ausgewertet werden.
Das eigentliche Herzstück des Projekts bildet allerdings die GO Karlsruhe App. Sie wurde von der Hochschule Karlsruhe entwickelt und gibt den Nutzern die Möglichkeit, Berichte zur Karlsruher Fußgängerinfrastruktur an das Forschungsteam zu versenden. Die zentralen Fragestellungen lauten unter anderem:
- an welchen Orten fühlt man sich als Fußgänger wohl/unwohl
- welche Strecke läuft man besonders gern, welche meidet man
- wo fühlt man sich als Fußgänger sicher, wo nicht
- wo ist man barrierefrei unterwegs, wo nicht
- welche Strecken und Orte sind kinderfreundlich, welche nicht
Wer mitmachen möchte, kann die GO Karlsruhe App hier für Google Android herunterladen. Alle anderen haben die Möglichkeit, über die Web-App ihre Berichte einzureichen.

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