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Digitale Fitness-Angebote haben während der Corona-Krise einen regelrechten Boom erlebt. Vom Personal Training via App bis hin zum virtuellen Spinning-Kurs ist inzwischen alles möglich.

In den vergangenen Monaten blieben Deutschlands Fitnessstudios geschlossen und die sportlichen Aktivitäten vieler Menschen verlagerten sich – ähnliche wie Arbeitsplatz und Schulunterricht – in die heimischen vier Wände. Doch wer nun an ein einfaches Trainingsprogramm bestehend aus Liegestütze, Sit-ups und ein paar Kniebeugen denkt, der irrt.

Die Digitalisierung ermöglicht immer komplexere Trainingsszenarien, die noch vor zehn Jahren ohne Studio und/oder Trainer undenkbar gewesen wären. Der Schlüssel zum Erfolg sind dabei möglichst individuelle Trainingspläne, die den Nutzer motivieren – und weder unter- noch überfordern.

Smartphone-App wird zum Personal Trainer

Wer in einem Fitnessstudio angemeldet ist, dem wird meist auch ein Trainer zur Seite gestellt, der in gewissen Abständen die Trainingspläne aktualisiert. Smartphone-Apps dienen hier meist nur der Dokumentation von Trainingseinheiten sowie der Kommunikation mit dem Studio.

Aus diesem Grund adressieren die meisten Fitness-Plattformen auch eine ganz andere Zielgruppe – und zwar diejenigen, die entweder keine Zeit oder keine Lust haben, ins Studio zu gehen. Zu den populärsten Anbietern zählt in diesem Zusammenhang sicherlich Freeletics. Nachdem man sich bei dem Dienst angemeldet hat, durchläuft man eine Art Einstufungstest, bei dem man verschiedene Übungen ausführen und der App im Anschluss mitteilen muss, wie viele Wiederholungen man jeweils geschafft hat. Ein Algorithmus errechnet daraus einen individuellen Trainingsplan. Man kann selbst entscheiden, wie oft und wie lang man pro Woche trainieren möchte. Nach Abschluss jeder Trainingseinheit wird dokumentiert, wie gut man mit dem Trainingsplan zurechtgekommen ist. Basierend darauf erstellt Freeletics dann den Plan für die nächste Woche. Entscheidend für den Erfolg von Freeletics war (und ist) dabei in erster Linie, dass der Fokus nahezu ausschließlich auf Training mit dem eigenen Körpergewicht liegt. Trainingsgeräte wie Hanteln oder Racks sind nicht notwendig, wodurch Freeletics-Einheiten nahezu überall absolviert werden können.

Ein ähnliches Konzept verfolgt das Karlsruher Start-up und CyberLab-Team BestFit, das ebenfalls individuelle Workouts für zuhause und unterwegs anbietet. Hier können allerdings auch Geräte ins Training integriert werden, sodass die Nutzer schnell und unkompliziert personalisierte Trainingspläne für ihr Workout im Gym, im Freien oder im Wohnzimmer erhalten – je nach Bedarf. Ob der Trainingsschwerpunkt auf allgemeiner Fitness, Gewichtsreduktion oder Muskelaufbau liegen soll, entscheidet der Nutzer.

BestFit

All das gibt’s für ein paar Euro im Monat. Wer tiefer in die Tasche greifen möchte (teilweise mehrere hundert Euro pro Monat), kann sich online inzwischen aber auch echte Personal Trainer buchen, die Trainings- und Ernährungspläne erstellen und in regelmäßigen One-One-Video-Coachings Hilfestellung beim Training geben.

Der neueste Trend: Live- und On Demand-Trainings

Es gibt Menschen, denen eine App allein zur Motivation nicht ausreicht. Denen ein individueller Trainingsplan und ein paar schöne Videos, die zeigen wie man die Übungen richtig ausführt, nicht weit genug gehen – und die bereit sind, dafür auch Geld auszugeben.  Diese Nische machen sich derzeit Anbieter wie Peloton zunutze.

Im Prinzip handelt es sich bei Peloton um nichts anderes, als ein Spinning-Bike mit übergroßem Bildschirm für daheim – mit einer Besonderheit: es gibt sowohl On-Demand als auch Live-Kurse. Im Spinning-Kurs morgens um 7 Uhr fährt man nicht allein, sondern gemeinsam mit Peloton-Nutzern aus der ganzen Welt. Die Trainer sind ebenfalls live mit von der Partie und feuern die Teilnehmer an. Zudem kann man sich in Echtzeit mit anderen messen, was für einen zusätzlichen Motivationsschub sorgt. Inzwischen gibt es auch Kraft-, Yoga- und Stretching-Kurse.

Peloton kommt ziemlich nahe an die Vorstellung vieler von einer „Digital Fitness Experience“ heran. Man trainiert allein – und trotzdem zusammen. Das hat allerdings seinen Preis: 2.230 Euro kostet das Peloton Bike. Alternativ lässt sich dieses für 59 Euro monatlich finanzieren. Hinzu kommt dann allerdings auch noch die Kursgebühr in Höhe von 39 Euro pro Monat.

In Summe macht das 98 Euro. Dafür bekommt man auch schon eine Mitgliedschaft in den besten Fitnessstudios Deutschlands – und dennoch erfreuen sich Angebote wie Peloton weltweit wachsender Beliebtheit. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen den öffentlichen Raum meiden, zählt die Digital Fitness-Branche zu den großen Gewinnern.

Frank Feil, Jahrgang 1986, berät und schult regionale sowie überregionale Unternehmen in den Bereichen Social Media und Corporate Publishing. Zudem ist er als freier Autor tätig. Schon von Kindesbeinen an fasziniert ihn alles, was mit Technik und dem Internet zu tun hat. Seit 2006 ist er als Blogger und Community Manager im Netz unterwegs.