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Die Kombination aus Photovoltaikanlage, intelligentem Energiemanager und vernetzter Wallbox ermöglicht das Laden von Elektroautos mit grünem Strom. Ein Erfahrungsbericht von techtag Redateur Frank Feil.

Die Installation einer Photovoltaikanlage samt Stromspeicher lohnt sich inzwischen für so gut wie jeden Eigenheimbesitzer. Bei einem Neubau sind die Solarmodule auf dem Dach fast schon Pflicht. Auch wir haben uns bereits in der Planungsphase unseres Einfamilienhauses für eine Photovoltaikanlage entschieden – und das nicht nur, damit unser Haushalt weitestgehend unabhängig vom öffentlichen Stromnetz ist, sondern insbesondere auch mit Blick auf das Thema Elektromobilität.

Grundsätzlich gilt: Je höher der Eigenverbrauch, desto schneller amortisiert sich eine Photovoltaikanlage. Das liegt ganz einfach daran, dass man pro erzeugter und direkt verbrauchter Kilowattstunde (kWh) rund 30 Cent spart. Schließlich muss man den Strom ja nicht aus dem Netz einkaufen. Verbraucht man den Strom jedoch nicht direkt und kann ihn auch nicht speichern, muss man ihn einspeisen. Dafür erhält man zwar eine Einspeisevergütung vom Netzbetreiber, allerdings liegt diese derzeit nur noch bei 10,48 Cent pro kWh (Stand August 2019).

Wer sich heutzutage eine Photovoltaikanlage anschafft, tut dies somit in erster Linie, um den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen – und was liegt da näher, als damit kostengünstig ein Elektroauto zu laden.

BMW i3

Energiemanager

Wir haben uns Anfang des Jahres mit dem BMW i3 für ein Elektroauto entschieden, mit dem wir problemlos die kürzeren und mittleren Strecken des Alltags bewältigen können. Diesen kann man zwar an einer ganz normalen Haushaltssteckdose laden, allerdings dauert das ewig und ist auf Dauer auch für die elektrischen Leitungen nicht wirklich prickelnd.

Somit war schnell klar: eine Wallbox muss her. Und zwar nicht irgendeine, sondern ein Modell, das intelligent mit unserer Photovoltaikanlage kommunizieren kann. Nach etwas Recherche sind wir schlussendlich bei Charge Up Your Day! gelandet und haben dort die Mennekes Amtron Xtra-Wallbox entdeckt.

Was dieses Modell so besonders macht? Nun: Normalerweise erzeugt die Photovoltaikanlage auf dem Dach Strom, der von den Verbrauchern im Haushalt genutzt wird. Dazu zählt auch die Wallbox. Letztere lädt das Elektroauto mit einer vordefinierten Ladeleistung (zum Beispiel 11 kW) auf. Ob die Photovoltaikanlage zu einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt so viel Strom liefern kann, interessiert eine herkömmliche Wallbox nicht. Sie lädt einfach das Auto – und wenn eben vom Dach nicht genug Energie kommt, bezieht sie Strom aus dem Netz.

Bei der Amtron Xtra von Mennekes ist das anders. Die smarte Wallbox ist via WiFi mit dem Energiemanager unserer Photovoltaikanlage vernetzt. Dieser verfügt über detaillierte Echtzeitdaten und weiß genau, wie viel Strom in jeder Sekunde auf dem Dach produziert und im Haushalt verbraucht wird. Somit kann der Energiemanager genau berechnen, wie hoch – nachdem alle anderen Verbraucher versorgt sind – die Ladeleistung der Wallbox maximal sein darf, damit kein Strom aus dem Netz eingekauft werden muss. Diese Information kommuniziert er an die Amtron Xtra, die wiederum die Ladeleistung in Echzeit anpasst. Somit laden wir unseren i3 zu 100 Prozent mit Solarenergie.

BMW i3

Elektrisch unterwegs

Eine Photovoltaikanlage zu nutzen, um ein Elektroauto zu laden, verbessert derweil nicht nur dessen Ökobilanz, sondern macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar: Unter Berücksichtigung der steuerlichen Aspekte kann man den direkt verbrauchten Strom aus der Photovoltaikanlage mit rund 10 Cent ansetzen. Geht man bei kleineren Elektroautos wie dem BMW i3 oder Renault Zoe von einem Verbrauch von rund 16 kWh pro 100 Kilometer aus, ergeben sich daraus Kosten von rund 1,60 Euro. Davon ist selbst der sparsamste Diesel weit entfernt.

An diesem Beispiel sieht man: Die Energiewende kann gelingen, sie muss nur ganzheitlich gedacht werden. Und ja, natürlich kosten sowohl die Photovoltaikanlage als auch die Wallbox initial Geld. Je nach Nutzungsverhalten macht sich eine solche Investition aber bereits nach wenigen Jahren bezahlt – und man muss bedenken, dass die Nutzungsdauer bei einer modernen Photovoltaikanlage rund 35 Jahre beträgt.

Kommen wir abschließend noch einmal zurück zum Thema Wallbox: Wenn ihr euch ein Elektroauto anschafft, tut euch selbst den Gefallen, und lasst – gerade bei älteren Gebäuden – eure Elektroinstallation vorab von einem Fachmann prüfen. Auch die Installation einer Wallbox sollte immer vom Profi durchgeführt werden. Im Netz kursieren zwar unzählige Anleitungen für Bastellösungen, aber bei einem so heiklen Thema sollte man lieber kein Risiko eingehen, nur um ein paar Euro zu sparen.