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Freizeitsport ist „in“: Allein im deutschsprachigen Raum joggen über 17 Millionen Personen in ihrer Freizeit. Volksläufe, wie der Berlin-Marathon oder die Badische Meile gewinnen schon seit Jahren an Zulauf. So gibt es in Deutschland pro Jahr circa 4.000 Laufveranstaltungen und 1.000 Triathlons, in den USA sind es sogar 49.000 Laufveranstaltungen und 10.000 Triathlons. In diesen Wettkämpfen kommen mehrere Tausend Läufer von jung bis alt ins Schwitzen. Neben der „dabei sein ist alles“-Mentalität ist es die gemessene Zeit, also das Rennergebnis, das am Ende zählt, denn man hat ja nicht umsonst monatelang trainiert. Ein Unternehmen aus Baden-Württemberg mischt bei in Sachen Zeitmessung ganz vorne mit.

Beim Unternehmen race result ist der Name Programm. Die Hightech-Firma mit Sitz im badischen Pfinztal entwickelt und vertreibt seit 2009 ein Rundumpaket mit Soft-und Hardware für die Sportzeitmessung. Dazu gehören unter anderem die vollständige Lösung für Zeitnahme, Online-Anmeldung, Teilnehmermanagement und Auswertung. Mit rasantem Tempo hat das von Sönke Petersen gegründete Unternehmen einstige Weltmarktführer abgelöst.

Modernste Technik bringt Genauigkeit in die Sportzeitmessung

Doch wie hat es das 2009 gegründete Unternehmen geschafft derart zu skalieren? Um die große Nachfrage nach einer allumfassenden Lösung für Sportevents zu verstehen, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen: Bis weit in die 2000-er sei es, so Petersen, bei Laufveranstaltungen üblich gewesen, Barcodes zu verwenden. Diese Barcodes waren an der jeweiligen Startnummer des Läufers befestigt und wurden nach dem Einlauf ins Ziel abgescannt. Bei Volksläufen mit Tausenden von Teilnehmern kann man sich die Frustration dieser gut vorstellen: Man kommt nach dem Marathonlauf erschöpft im Ziel an, möchte seine Zeit wissen und muss erst einmal in einer Schlange anstehen und warten, bis man sein Ergebnis mitgeteilt bekommt. Für Sönke Petersen, selbst ambitionierter Läufer, war dies ein Auslöser für seine Software-Lösung.

Doch ungenaue Rennergebnisse und das lange Warten darauf gehören inzwischen glücklicherweise der Vergangenheit an: Heute sind bei Massenveranstaltungen Transpondersysteme mit RFID-Laufchips wie von race result üblich. Diese vereinfachen den Ablauf erheblich: Bei der Anmeldung für eine Laufveranstaltung bekommen die Läufer ihre Startnummer zugewiesen. Diese ist entweder mit der ID-Nummer eines Transponders verknüpft oder direkt auf ihm gespeichert. Mit diesem System können exakte Laufzeiten und Zwischenergebnisse von über tausend Sportlern genauestens ermittelt werden.
Die Transpondersysteme unterscheiden sich in ihrer Funktion und Handhabung. So haben Aktivtransponder eine eingebaute Batterie, was sie mit einer Präzision von bis zu 0,01 Sekunden sehr leistungsfähig macht. Sie sind vor allem für sehr schnelle Sportarten mit hohen Anforderungen, wie Radsport, Triathlon und Skirennen geeignet. Auch funktionieren sie problemlos unter Wasser. Im Gegensatz zu Passivtranspondern können Aktivtransponder wiederverwendet werden. Passivtransponder werden mit Induktion oder mittels elektromagnetischer Strahlung mit Energie versorgt. Sie sind günstiger und bestechen durch ihre Leichtigkeit, da sie einfach auf die Startnummer geklebt werden können. Verwendung finden diese Einwegtransponder beim Marathon oder bei Mountainbike Rennen. „Mit diesen beiden Zeitmesssystemen haben wir für fast jede Sportart ein Produkt im Angebot“, erklärt Petersen.

Vom Sportler und Hobbyentwickler zum Gründer und Geschäftsführer

Sönke Petersen, Firmengründer von race result, fing schon früh an zu tüfteln: Mit gerade einmal 16 Jahren entwickelte er unter dem Namen ‚Laufverwaltung‘ den Vorläufer von race result. Der aus Glückstadt in Schleswig-Holstein stammende Unternehmer war selbst aktives Mitglied im Sportverein und nahm den jährlich stattfindenden Stadtlauf zum Anlass, eine Software-Lösung zu entwickeln: „Die Zeitmessung und Auswertung hat nie richtig funktioniert“, blickt er zurück. Petersen entwickelte seine Software als Schüler und später als Student stets weiter, so dass immer mehr Vereine auf ihn zukamen und sie nutzten. Dass aus dieser Idee einmal ein Unternehmen entstehen würde, wusste Petersen zu dieser Zeit noch nicht.

Mit gerade einmal 16 Jahren entwickelte Sönke Petersen unter dem Namen ‚Laufverwaltung‘ den Vorläufer von race result. (Bild: Diana Gedeon)

Für sein Studium des Wirtschaftsingenieurswesens zog es das Nordlicht in das südliche Karlsruhe. Seine Software für die Zeitmessung sicherte ihm einen guten Nebenverdienst während seiner Studienzeit. Kein Wunder hatte er damals schon circa 800 Kunden.
2009 wagte er den Sprung ins kalte Wasser: Mit Nikias Klohr und Thorsten Vogel, zwei ehemaligen Kommilitonen, fand Sönke Petersen die passenden Co-Founder für die AG-Gründung. Und der Mut zahlte sich aus: Der feste Kundenstamm trug dazu bei, dass die race result AG schnell zu einem der führenden Anbieter für Zeitnahme-Technik wurde.

Vertikale Integration als Erfolgsfaktor

Doch Zeitmessung ist nur ein Aspekt von Laufveranstaltungen. Schon vor und rund um die Veranstaltung herum bedarf es einiges an Organisationsarbeit. Die Läufer müssen registriert werden, brauchen Startnummern und werden mit Transpondern versehen. race result hat daran einen nicht unerheblichen Anteil: So wurden im Jahr 2016 bei 6.200 Veranstaltungen Produkte des Unternehmens eingesetzt, wobei 70 Prozent des Umsatzes international erzielt wurden.

Und race result entwickelt nicht „nur“ Soft-und Hardware für die Zeitmessung unterschiedlicher Sportarten, sondern fertigt inhouse auch Transponder an und druckt die Startnummern. Genau diese Art der vertikalen Integration ist für Sönke Petersen ein wichtiger Teil seiner Unternehmensphilosophie: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Qualität besser ist, wenn wir es selbst erledigen“, erklärt Petersen. „Das Weiterentwickeln neuer Ideen und Industrie 4.0 gehören zu unserer Kernkompetenz. Nur so können wir innerhalb kürzester Zeit individualisierte Produkte rund um den Globus vertreiben“, ergänzt der Geschäftsführer. So werden mittels Maschinen automatisiert Transponder programmiert und aufgeklebt, sowie 24.000 Startnummern pro Stunde gedruckt. In Hochzeiten sollen bis zu hundert Pakete pro Tag die Produktion in Pfinztal verlassen.

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Bis zu 24.000 Startnummern pro Stunde werden bei race result gedruckt. (Bild: Diana Gedeon)

Und wo soll es für das Technologieunternehmen künftig hingehen? Für Sönke Petersen steht der Spaß an der Entwicklung guter Produkte im Vordergrund: „Im Herzen sind wir ein Engineering-Unternehmen. Unser Ziel ist es, die modernsten Produkte zu entwickeln und diesen ‚Technological Edge‘ anzutreiben.“ Aber auch der Ehrgeiz, weiterhin vorne mitzuspielen, hält das Unternehmen, das alleine in den letzten vier Jahren Umsatz und Kundenstamm verzehnfacht hat, am Ball. Wie man sieht, spielen Geschwindigkeit, Dynamik und Bewegung für race result auch in Zukunft eine tragende Rolle.