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Jeder spricht über das intelligente Eigenheim. Aber nur wenige scheinen zu wissen, worum es beim Thema Smart Home eigentlich geht. Ein Kommentar.

Vor einiger Zeit habe ich bei Facebook einen kurzen Beitrag zu unserem Neubauprojekt und den Herausforderungen einer umfassenden Smart Home-Lösung veröffentlicht. In einem Kommentar fiel dann folgender Satz: „Das ist wirklich nur Spielerei, die man nicht zwingend braucht.“ Ich fand diese Aussage durchaus interessant. Sie macht deutlich, dass inzwischen zwar jeder den Begriff „Smart Home“ kennt, aber nur wenige verstanden haben, welche Vorteile die intelligenten Vernetzung eines Gebäudes tatsächlich mit sich bringt.

Schuld daran sind in erster Linie bestimmte Produkte, die aufgrund der medialen Berichterstattung mit dem Thema Smart Home assoziiert werden. Zum Beispiel Amazons Sprachassistent Alexa. Dieser hat zwar unglaublich viel Potenzial, aber wenn man einen Amazon Echo in eine Wohnung stellt, in der nichts smart oder vernetzt ist, ist Alexa nicht viel mehr als ein Lautsprecher, der Musik abspielen und das Wetter vorhersagen kann. Eine Spielerei eben.

Mit dem, was ein Smart Home eigentlich „smart“ macht, hat das wenig zu tun.

Smart Home: Energieeffizienz und Sicherheit

In einem intelligenten Eigenheim dreht sich alles um Vernetzung und Kommunikation. Um Dinge, die auf den ersten Blick gar nicht sichtbar sind. Um Prozesse, die unbemerkt im Hintergrund ablaufen.

Energieeffizienz: 

  • In einem Smart Home sprechen die unterschiedlichen Verbraucher im Haushalt miteinander. Die smarte Wetterstation auf dem Dach automatisiert beispielsweise die Beschattung. Sobald im Sommer die Sonne aufgeht, werden die Raffstores im Haus so eingestellt, dass keine Sonne mehr ins Gebäude kommt. Dadurch heizt es sich weniger auf und man braucht weniger Energie für eine aktive Kühlung.
  • Gleichzeitig kommuniziert die Wärmepumpe mit der Photovoltaikanlage und führt die Warmwasserbereitung durch, wenn auf dem Dach am meisten Strom produziert wird. Dann wird auch das Elektroauto geladen und die Waschmaschine gestartet. Dadurch wird der Eigenverbrauch des gesamten Haushalts optimiert – und das ganz ohne Zutun der Bewohner.
  • Die Beleuchtung der einzelnen Räume steuern Präsenzmelder. Die Lichtintensität wird dabei von den Sensoren in Abhängigkeit von der Umgebungshelligkeit bestimmt: Bei Tag schaltet sich das Licht erst gar nicht ein. Sobald es draußen dämmert, wird die Beleuchtung stufenweise heller gestellt.
  • Fenstersensoren erkennen derweil, wenn ein Fenster geöffnet wird und regulieren die Heizung im jeweiligen Raum entsprechend.

Sicherheit:

  • Dieselben Sensoren erkennen aber auch, wenn ein Fenster von einem Einbrecher geöffnet wird. In welcher Form dann der Alarm ausgelöst wird, kann man frei wählen. Das kann nur eine Push-Benachrichtigung auf dem Smartphone sein. Es können aber auch im ganzen Haus die Rollläden hochgehen, das Licht schaltet sich überall ein und die Feuermelder schlagen Alarm.
  • Geht man aus dem Haus und vergisst die Tür oder die Fenster im Haus zu schließen, erhält man automatisch eine Benachrichtigung.
  • Ist man längere Zeit verreist, kann das Smart Home dennoch die Anwesenheit von Personen simulieren – und zwar nach dem Zufallsprinzip. Mal brennt abends nur das Licht im Wohnzimmer, mal im ganzen Haus. Am Freitag gehen die Rollläden morgens schon um 6 Uhr hoch, am Samstag erst um 9 Uhr.

Smart Home: Wohnqualität und Komfort

Das waren jetzt nur einige der grundlegenden Dinge, die ein vernetztes Eigenheim ausmachen – und niemand wird behaupten können, dass es sich dabei um „Spielereien“ handelt. Die Vorgänge sind wenig spektakulär und laufen automatisiert im Hintergrund ab. Um sie zu nutzen, braucht man weder eine App- noch eine Sprachsteuerung.

Und was ist jetzt mit dem Smart Home aus den Hollywood-Spielfilmen und der Werbung, in dem in jeder Ecke Bildschirme an der Wand befestigt sind und man die Dusche per Sprachbefehl starten kann?

Natürlich gibt es das auch. Wer möchte, kann sein intelligentes Eigenheim nicht nur für mehr Energieeffizienz und Sicherheit nutzen, sondern auch um den Wohnkomfort zu steigern. Ein klassisches Beispiel dafür sind Szenen: Aktiviert man „Kochen“ schaltet sich das Licht in der Küche ein, der Backofen heizt sich auf, der Dunstabzug geht an und eine vorab ausgewählte Playlist wird über den Sonos-Lautsprecher abgespielt. Bei „Fernsehabend“ schaltet sich der Fernseher ein, das Licht wird gedimmt und die Rollläden schließen sich. „Gute Nacht“ schaltet im ganzen Haus das Licht aus und aktiviert die Alarmanlage. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

In einer solchen Umgebung entfaltet auch Alexa ihr volles Potenzial. Wer einmal per Sprachbefehl die Raumtemperatur reguliert oder das Licht eingeschaltet hat, wird nie mehr auf diesen Komfort verzichten wollen.

Aber das ist eben nur eine kleine Facette von Smart Home.